Cleverland ist die neue grenzüberschreitende Wissensregion zwischen Rhein und Maas.

Kennt ihr die Region Cleverland?
Ihr seid jetzt gerade mittendrin. Denn die Stadt Krefeld ist ein Teil davon: Cleverland ist die neue grenzüberschreitende Wissensregion zwischen Rhein und Maas. Mittendurch verläuft die deutsch-niederländische Grenze. Hier gibt es viele kluge Köpfe, zum einen in den Unternehmen vor Ort, zum anderen an den beiden großen Hochschulen, die in der Region verortet sind. Auf der deutschen Seite ist das die Hochschule Niederrhein (HSNR) mit ihren beiden Standorten Krefeld und Mönchengladbach, auf niederländischer Seite die Hochschule Fontys in Venlo. Im April 2019 haben sich die beiden Institutionen gemeinsam mit weiteren Partnern zusammengetan, um das Potenzial unserer gemeinsamen Heimat sichtbarer zu machen. Wir haben mit dem Projektleiter Prof. Dr. Rüdiger Hamm vom Niederrhein Institut für Regional‐ und Strukturforschung (NIERS) über Cleverland gesprochen und herausgefunden, wie genau wir als Krefelder davon profitieren..

Herr Prof. Dr. Hamm, warum hat man beschlossen, die Grenzregion als eine Wissensregion zu vermarkten?
Die beteiligten Partner haben schon vor drei Jahren mit den Überlegungen zu diesem Projekt begonnen. Junge Menschen sollen – mehr als bislang – erkennen, dass es hier bei uns lebenswert ist. Und zwar sowohl in der Freizeit als auch in beruflichen Belangen. Zum Projektstart stellte sich die Situation auf der deutschen Seite folgendermaßen dar: Es sind viele Studierende eingeschrieben, die ursprünglich hier aus der Region kommen. Von den Absolventen bleiben aber im Schnitt nur 25 Prozent auch zum Arbeiten hier. Bei einer Umfrage sagten allerdings zwei Drittel der befragten Absolventen, dass sie bei besseren Jobangeboten gern in der Nähe geblieben wären. Und das, obwohl es hier viele spannende und innovative Unternehmen beiderseits der Grenze gibt. Da war für uns klar: Die jungen Menschen wissen bis dato zu wenig über die regionale Wirtschaft, und die Wirtschaft weiß zu wenig von den jungen Menschen. So haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, das Matching zu verbessern.

Was genau ist also die Zielsetzung von Cleverland?
Unser Projekt hat, grob gesagt, drei Ziele: Wir wollen die Region als Wissensregion wahrnehmbar machen. Wir wollen die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der beiden großen Hochschulen der Grenzregion verbessern, und wir wollen den sogenannten „Brain Drain“ reduzieren, also mehr hochqualifizierte Fachkräfte an die Region binden.


Wie kann man als Krefelder davon profitieren?
Zum einen profitieren die Studenten, die an der Hochschule Niederrhein oder an der Fontys in Venlo eingeschrieben sind, da sie besser mit potenziellen Arbeitgebern in Kontakt treten können. Das geht zum Beispiel durch unsere neue Unternehmerdatenbank. Ein Krefelder Unternehmen kann davon profitieren, wenn es sich im Rahmen unseres Projekts den Absolventen als Arbeitgeber vorstellt. Zudem profitiert Krefeld als grenznahe Stadt von der erhöhten grenzüberschreitenden Mobilität. Die deutsch-niederländische Grenze wird nicht mehr als Barriere wahrgenommen, vielmehr wird es auch für Krefelder Studenten leichter, auf die andere Seite zu kommen und die Kultur und Wirtschaftslandschaft „drüben“ kennenzulernen. Nicht zuletzt profitieren die drei Städte Krefeld, Venlo und Mönchengladbach gleichermaßen vom Image der Wissensregion, denn dadurch wird ihr großes Potenzial sichtbar. Cleverland bringt den Menschen ins Bewusstsein, dass die Region gute Jobmöglichkeiten bietet, einen hohen Freizeitwert besitzt und zudem landschaftlich attraktiv ist – genug gute Gründe, um hier sesshaft zu werden.

Welche Sprache ist innerhalb des Projektes vorherrschend?
Deutsch. Schon allein, weil ich als Projektleiter kein Niederländisch kann (lacht). Nein, Spaß beiseite, die Niederländer sprechen unsere Sprache sehr gut. Man kann aber je nach Fachrichtung auf Deutsch, Englisch oder Niederländisch studieren. Unsere Webseite spricht alle drei Sprachen.

An der HSNR und der Fontys können die Studierenden mehr als 90 Studiengänge belegen. Sie selbst kommen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften. Wie sieht die grenzüberschreitende Zusammenarbeit aus?
Wir entwickeln in mehreren Fachbereichen Studien- und Weiterbildungsangebote systematisch so weiter, dass man sein Fach beiderseits der Grenze studieren kann. In den Wirtschaftswissenschaften ist beispielsweise ein Double-Degree-Programm geplant, also ein Studium mit doppeltem Abschluss. Das ist allerdings ziemlich aufwendig. Und eine Zusammenarbeit funktioniert natürlich nur in den Disziplinen, die an beiden Hochschulen angeboten werden. Das sind zum Beispiel auch Design und Logistik.

Ursprünglich war geplant, im Laufe dieses Jahres mehrere Matching-Veranstaltungen für hochqualifizierte deutsche und niederländische Arbeitssuchende und Arbeitgeber anzubieten. Dann kam Corona. Gibt es Ersatzveranstaltungen?
Ja, wir haben das Format gewechselt und sind ins Digitale übergegangen. Die erste Veranstaltung hat bereits stattgefunden, da ging es um das Thema Praktika. Hier konnten schon einige Praktikanten in die teilnehmenden Unternehmen vermittelt werden. Der Rest ist noch in Planung. Updates und Neuigkeiten werden auf unserer Webseite www.cleverland.eu zu sehen sein.

Die Laufzeit für das Cleverland-Projekt ist bis Ende Dezember 2021 begrenzt. Was passiert danach mit den grenzüberschreitenden Möglichkeiten?
Das müssen Sie die Projektpartner fragen… Fördergelder wird es nach 2021 nicht noch einmal geben. Jetzt im Moment nutzen wir sie, um alle wichtigen Dinge zu etablieren. Neue Angebote für Studierende werden nach dem Projekt sicherlich von den Hochschulen weitergeführt. Andere Dinge, wie beispielsweise die im Aufbau befindliche Unternehmensdatenbank oder unsere Homepage, müssten nach Förderende bei Bedarf und Interesse von den Partnern anderweitig finanziert werden.

Eine grenzüberschreitende Wissensregion an der deutsch-holländischen Grenze ist neu. Dass Hochschulen unterschiedlicher Länder zusammenarbeiten, hingegen nicht. Konnten Sie sich von anderen Projekten etwas abgucken?
Die Hochschule Niederrhein arbeitet schon länger mit einer französischen Partnerhochschule, der Université de Haute-Alsace in Colmar, zusammen. Sie ist Teil eines grenzüberschreitenden Hochschulnetzwerks mit französischen, deutschen und schweizerischen Hochschulen. Dieses Netzwerk existiert bereits recht lange und ist vertraglich abgesichert. Im Bereich der Hochschulkooperation können wir von den dortigen Erfahrungen lernen.

Cleverland – die Wissensregion
Hochschule Niederrhein
Richard-Wagner-Straße 140,
41065 Mönchengladbach
Telefon: 02161-1866432
info@cleverland.eu

Über den/die Autor/in: Silja Ahlemeyer

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Tags: , , , , 0 Kommentare on Cleverland – Wissensregion mit zwei HochschulenVeröffentlicht am: 3. September 2020Zuletzt bearbeitet: 16. Februar 2023940 WörterGesamte Aufrufe: 387Tägliche Aufrufe: 44,9 Minuten Lesezeit

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