Taxifahrer könnten Bücher füllen: mit Geschichten, die sie mit ihren Fahrgästen erleben. Sie sind unglaublich, kurios und manchmal auch traurig. Die folgenden Erlebnisse hatten Fahrer der Günter Knorrek Personenbeförderungs GmbH – in der Region besser bekannt als „Die freundlichen Elche“ und „Service Taxi 30 1000“.
Der verlorene Hund
Eine Dame mit Hund stieg am Ostwall ins Taxi. Ihre beiden Taschen wurden im Kofferraum und ihre Hundebox auf dem Rücksitz verstaut. Jürgen Phillippen erzählt: „Es war ein nettes Gespräch, es wurde viel gelacht, und in Linn angekommen gab es ein gutes Trinkgeld. Gut 30 Minuten später lud ich drei neue Kunden ein, die dann in ein Paar Hundeaugen blickten. Ich fuhr zur Zentrale zurück und wartete auf einen Anruf der Dame. Die hatte aber zwischenzeitlich bei einem anderen Taxiunternehmen angerufen, bis eine Freundin sie auf uns aufmerksam machte. Mit sehr schlechtem Gewissen, aber natürlich überglücklich, holte sie ihren Hund dann zweieinhalb Stunden später bei uns ab. Ich habe dann auch (Euro-)Leckerlis fürs Aufpassen bekommen.“
„Ist der inklusive?“
Bei einer Großraumfahrt von der Rennbahn zum Uerdinger Bahnhof herrschte ausgelassene Stimmung im Wagen von Uwe Hösten. Kurz danach folgte eine weitere Tour mit sechs Frauen aus Linn. Der Fahrer erinnert sich noch gut: „Angekommen, Schiebetüre geöffnet, Sitz umgeklappt und dann diese Frage einer Dame: ,Ist der inklusive, gehört der jetzt uns?‘ Ich war baff: Hinten links kauerte noch ein Fahrgast der Rennbahngruppe, den wir sanft weckten. Peinlich berührt, entschuldigte er sich und sagte, er wolle zu Fuß nach Uerdingen laufen, da er kein Geld mehr habe. Mit Erlaubnis der netten Damen brachte ich erst sie nach Traar und dann den Vergessenen nach Uerdingen. Wochen später hatte sich der junge Mann wohl wieder an den schwarzen Elch VW-Bus erinnert und recherchiert, wer den Wagen immer samstags fährt. So bekam ich noch 20 Euro Trinkgeld. Das hatte Stil.“
Verfolgungsjagd mit der K-Bahn
Am Ostwall stieg bei Yuriy Marinchenko ein älterer Herr ein, dem gerade die K-Bahn vor der Nase wegfuhr: „Ich sollte versuchen, sie einzuholen, denn in der Bahn säße seine Begleitung, mit der er zu einem Geburtstag nach Düsseldorf fahren wollte. Die K-Bahn noch am Hauptbahnhof zu erwischen, wäre mehr als sportlich gewesen. Also fuhr ich direkt Richtung Dießem. Dort angekommen, fuhr die Bahn auch schon wieder an. Während der Weiterfahrt spürte ich, wie dem Mann so langsam die Lust auf die Party verging. Aber wir fuhren weiter bis zum Belsenplatz, wo seine Begleitung umsteigen musste. Wir kamen sehr gut durch, aber auch dort zu spät an. Am Zielort angekommen, sah mein Fahrgast seine Begleitung, war aber dann so sauer darüber, dass sie in Krefeld in der Bahn sitzen geblieben war, dass er mir spontan befahl, sofort zurück nach Hause zu fahren. Dort angekommen, übergab er mir nach dem Bezahlen noch die Geburtstagsgeschenke quasi als Trinkgeld: zwei Schachteln Pralinen und zwei Flaschen richtig guten Wein. Für ihn und das Geburtstagskind war es ein trauriger Tag, aber für mich ein Sechser im Taxilotto.“
Flugstreik einmal anders
Während einer Flughafenfahrt mit einem Ehepaar erzählte der Mann, dass er seit zehn Jahren nicht mehr mit seiner Frau im Urlaub war, da sie große Flugangst habe. Aber jetzt habe er sie endlich dazu überreden können. Fahrer Thomas Klinke kann auch heute noch nicht über dessen schlechte Witze lachen: „,Hoffentlich ist der Pilot nüchtern… Runter kommen alle, nur wir sind bestimmt die Schnellsten… Hoffentlich hast du Turnschuhe an. Denn wir werden nachher in einer Turnhalle aufgebahrt, da darf man nicht mit Straßenschuhen rein…‘ Am Flughafen bezahlte er und stieg aus. Die Frau allerdings blieb sitzen und sagte zu mir beim Ausladen: ‚Der rote Koffer bleibt drin, dieser Blödmann kann alleine fliegen.‘ Es kam zu einer kurzen, heftigen Diskussion. Der Mann verschwand Richtung Abflug, die Frau fuhr mit mir wieder zurück und erklärte mir, dass jetzt die schönsten und ruhigsten 14 Tage der letzten Jahrzehnte beginnen würden.“
Schauspielerisches Talent
Eine seiner ersten Fahrten sollte für einen neuen Kollegen gleich zu einer Lektion werden. Michael Knorrek hat alles miterlebt und erzählt: „Nach einer Tour nach Mönchengladbach fehlten dem Fahrgast zehn Euro. Der unerfahrene Kollege nahm dem Kunden guten Glaubens die Erklärung ab, dass der auf jeden Fall für den Rückweg wieder anrufen würde, vergaß aber darüber, die Personalien aufzunehmen. Dafür gab er dem Fahrgast seine Telefonnummer und – unvorstellbar – seine eigene Uhr als Pfand, weil er sicher war, dass der Kunde dadurch ein schlechtes Gewissen bekäme. Natürlich rief niemand an… Am nächsten Morgen um 5 Uhr wurde einer seiner Kollegen auf dem Alten Markt von einem Fahrgast, der dringend nach Krefeld musste, hektisch herbeigewunken. Während der Fahrt erzählte der freimütig, dass ihm am Vorabend ein netter Krefelder Taxifahrer einen Rabatt eingeräumt und ihm eine Uhr ,geschenkt‘ habe. Der pfiffige Fahrer besann sich seines schauspielerischen Talents, drückte den Funkknopf, damit die Kollegen in der Zentrale alles mithören konnten und verwickelte den Kunden in ein Gespräch: ,Super, wie viel Rabatt hast Du denn bekommen? Was, Du hast nur 30 statt 40 Euro bezahlt? Super verhandelt. Was? Und Du hast außerdem noch eine Uhr ergattert? Was, der Kollege war ein wenig naiv?‘ Der Fahrer gab dann vor, kurz in der Zentrale etwas einwerfen zu müssen. Der Umweg würde den Kunden natürlich nichts kosten. Vor der Zentrale wurden beide von einer Handvoll Kollegen erwartet; auch der naive „Frischling“ war dabei. Dem Fahrgast verschlug es kurz die Sprache, doch dann bezahlte er den regulären Fahrpreis, den ,Rabatt‘ von zehn Euro und gab auch die Uhr zurück. Spätestens in dem Moment hatte ihn wohl sein schlechtes Gewissen gepackt.“
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