Eine einzige Stimme kann Kraft haben. Wenn aber der Wind kommt, weht er sie einfach weg. Je mehr Stimmen sich der einen anschließen, umso schwieriger wird es für den Wind, sie zu übertönen. Erst sind nur Laute zu hören, dann Worte und eine Botschaft. Gegen den Wind arbeitet auch das Zukunftsforum Krefeld. Im Jahr 1992 durch städtische Initiative als Reaktion auf die Klimakonferenz in Rio gegründet, treiben heute ehrenamtliche Akteure den Verein an. Zu den Gründungsmitgliedern gehörte auch der heutige Oberbürgermeister Frank Meyer. Unter dem Motto „Global denken, lokal handeln“ haben sich unterschiedliche Mitglieder organisiert, um gemeinschaftlich ihre Kräfte zu bündeln.
„Egal, ob Greenpeace, RepairCafé, Fuss e.V. oder der Nabu in Krefeld und Viersen – wir alle sind auf engagierte Akteure angewiesen“, erklärt Vorstandsmitglied Harald Franz. Das Zukunftsforum bringt genau diese Akteure zusammen. Einmal im Monat treffen sich zum Stammtisch Vertreter aus unterschiedlichen NGOs, aber auch engagierte Privatpersonen oder Unternehmen mit nachhaltigen Ideen, an einem Tisch. Sind aus den einzelnen Sparten nur wenige Engagierte vertreten, werden sie im Zusammenschluss gleich viel lauter. „Die Ideen sind da und werden durch das Zukunftsforum letztendlich umsetzbar“, beschreibt auch Vorstandsmitglied Daniel Martens. „Gemeinsam sind wir groß.“
Dabei blickt das Zukunftsforum auf eine beeindruckende Chronik zurück. Noch unter der Leitung von Ulrich Grubert, der mit seinen Protesten und sogar einem mehrwöchigen Hungerstreik gegen den Bau des Steinkohlekraftwerks auf dem Gelände des Chemparks lokale Berühmtheit erlangte und heute in Belgien lebt, initiierte das Zukunftsforum zum Beispiel die ersten VHS-Kurse rund um den Bau von Solaranlagen. Mehr als 1.000 Krefelder lernten so, wie sie mit kleinem Geld eigenständig Solarstrom erzeugen.
Auch das Mehrgenerationenhaus an der Gladbacher Straße 239 feierte inzwischen bereits zehnjähriges Jubiläum. Es ist ein Beispielprojekt für die nachhaltige Gestaltung eines Baus sowie für soziale Gemeinschaft. Inmitten des lokalen Alltags leben unter Beteiligung der Stadt Krefeld unterschiedliche Generationen miteinander und profitieren von den Fähigkeiten und der Lebenserfahrung der anderen. Das Haus schafft Vorbildcharakter und bietet Möglichkeit, die Form des besonderen Wohnens kennenzulernen. Hier werden Verlässlichkeit und Geborgenheit gelebt und gleichzeitig jeder Bewohner in seinem Individualismus akzeptiert. „Das Zukunftsforum steht dafür, dass wir nachhaltige Ressourcen nutzen“, schildert Franz. „Dazu gehören nicht nur die Ressourcen der Umwelt oder des Planeten, sondern auch die Ressourcen von sozialen Verbindungen.“
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Der Naturgarten an der Grenze zu Krefeld… -
…ist ein Vorbildprojekt für Urban Gardening.
Aktuell fällt das Zukunftsforum vor allem mit seinen Urban Gardening-Projekten auf. Wer durch die Straßen von Krefeld läuft, sieht immer wieder kleine Biotope, die Bienen und Insekten anziehen und für eine verbesserte Luftqualität sorgen. Was von der Vereinigung initiiert wurde, hat die Stadt Krefeld inzwischen zum offiziellen Programm erklärt: Patenschaften für Baumbeete und kleine Grünflächen können direkt über den Kommunalbetrieb Krefeld geschlossen werden. „Unser Zuhause endet nicht an der Türschwelle“, sagt Martens energisch. „Unser Zuhause ist auch die Straße, in der wir wohnen, das Quartier, in dem wir uns aufhalten, die Stadt, in der wir Angebote wahrnehmen. Wir alle sollten uns daran beteiligen.“
Martens selbst hat gemeinsam mit diversen Helfern, unter anderem aus dem Zukunftsforum Krefeld und der Bürgerstiftung Duisburg, an der Krefelder Stadtgrenze ein ganz eigenes, sehr besonderes Urban Gardening-Projekt geschaffen. An der Liebigstraße in Duisburg hat die Stadt den Akteuren rund 2.440 Quadratmeter fruchtbares Brachland überlassen. Seit 2016 entsteht hier ein sich stetig wandelnder, aber dauerhaft zugängiger Garten mit Naturwiese, Teich, Garten-Parzellen, Bienenvölkern, Kräutergarten zur Selbstbedienung und diversen Hochbeeten. Nicht nur das Krefelder Zukunftsforum lässt hier Zusammenkünfte und Veranstaltungen stattfinden. Auch Besucher aus Krefeld und Duisburg verirren sich immer wieder zur Gartengemeinschaft. „Das Zukunftsforum ist da, um genau solche Ideen zukünftig auch in unserer Stadt umzusetzen“, beschreibt Harald Franz. „Einer bringt etwas mit und gemeinsam können wir es anpacken. Wir leben nachhaltig und möchten möglichst viele Beispiele geben, die das Leben bereichern und zur Nachahmung einladen. Krefeld soll zu einer viel beachteten Vorzeigestadt für Nachhaltigkeit werden.“
Das Zukunftsforum Krefeld ist immer auf der Suche nach Engagierten und Interessierten, die gemeinsam global denken und lokal handeln. Weitere Informationen im Netz auf https://zufo-kr.net/.
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