Die fotografischen Konversationen von laresundschoger

Esther Jansen

Eine Frau in burgunderfarbenem Trainingsanzug und Sonnenbrille liegt mit einem Glas Rosé in der Hand auf einer Couch, in einer Telefonzelle befielt eine anonyme Edding-Nachricht auf dem magentapinken Hörer: „Ruf sie an“. Die lackierten Nägel einer Frau umkrallen lässig eine Flasche Sekt, während die Neonschrift in einem unbekannten Nachtlokal frech die Worte „Get Your Hands Dirty – Bang Bang“ ins Dunkel leuchtet. Zwei streunende Katzen an zwei unterschiedlichen urbanen Orten schleichen in unbekannter Mission einem unbekannten Ziel entgegen. So sehen die Unterhaltungen aus, die Kim Jakob Lares und Thomas Schoger führen, wenn sie gerade nicht miteinander sprechen können.

ÜBER EINEN AUSTAUSCH IN MOTIVEN.

Verbindende Elemente in individuellen Perspektiven

Die beiden Studenten – Thomas stammt ursprünglich aus Rosenheim, Kim aus Kevelaer – haben sich im AStA der Hochschule Niederrhein kennengelernt. Kim studiert Kommunikationsdesign, Thomas Textil. Die beiden freunden sich an und haben bald eine gemeinsame Leidenschaft: die Analogfotografie. In der Pandemie kommen die umtriebigen, gut vernetzten Studenten, die auf häufigen Reisen, Kultur- und Privatveranstaltungen dutzende Filme füllen, auf die Idee, ihren ständigen Austausch über Fotografie zum Austausch in Fotografie werden zu lassen und diesen via Instagram mit der Welt zu teilen.

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„INDEM EINER VON UNS EIN FOTO VORGIBT UND DER ANDERE MIT EINEM ANTWORTET, PASSIERT ES OFT, DASS DAS URSPRUNGSBILD EINE GANZ NEUE BEDEUTUNGSEBENE ERHÄLT.“

„Eine fotografische Konversation“, erzählt Thomas. „Wir freuen uns immer beide total und sind super neugierig, wenn die Bilder aus dem Labor kommen. Dann zeigen wir uns die sofort. Auf Instagram führen wir diesen Austausch weiter, indem einer von uns ein Foto vorgibt und der andere mit einem antwortet. Dadurch passiert es oft, dass das Ursprungsbild eine ganz neue Bedeutungsebene erhält.“ Nicht immer wird auf den ersten Blick klar, wie die jeweilige Antwort zu verstehen ist. Der Interpretationsspielraum bleibt offen – sowohl für die beiden Fotografen als auch für ihre Follower. Denn obwohl laresundschoger ständig im Doppelpack unterwegs sind und viele gemeinsame Interessen teilen, hat dann doch jeder seine ganz individuellen Vorlieben und Verständnis-Ebenen der eigenen Perspektive. Kim und Thomas bringen das augenzwinkernd auf den Punkt: „Kim liebt Pizza. Und Thomas liebt Bier. In Pizza ist Hefe und in Bier auch. Zwei ganz unterschiedliche Sachen auf den ersten Blick, aber sie haben eine Verbindung.“

Momentaufnahmen aus dem Leben

Was sie auf Instagram miteinander und der Community teilen, sind unterschiedlichste Momentaufnahmen. Wer die Bilder betrachtet, hat unmittelbar das Gefühl, dabei gewesen zu sein – als wäre er zufällig hinter laresundschoger durch nächtliche Gassen gelaufen, hätte auf Partys eine kuriose Szene beobachtet oder mit den zwei Freunden im Zug durch Rumänien gesessen und aus dem Fenster geschaut. „Uns interessieren Straßen- und Alltagsszenen. Situationen oder Blickwinkel, die im Grunde jeder Mensch erleben und wahrnehmen kann, wenn er hinsieht“, sagt Kim. Nur, dass die beiden Fotografen glücklicherweise immer ihre Kameras dabeihaben und dafür sorgen, dass diese sekundenschnellen Eindrücke keine Wegwerfware des Gehirns werden. Thomas nennt das schlicht: „Mit einem ästhetischen Blick durch die Welt gehen und einfache Dinge schön fotografieren“. Über 140 Konversationen haben die beiden schon auf Instagram geteilt. Auf diese Weise kreieren sie auf lange Sicht auch eine Art öffentliches Archiv.

Was sie auf Instagram miteinander und der Community teilen, sind unterschiedlichste Momentaufnahmen. Wer die Bilder betrachtet, hat unmittelbar das Gefühl, dabei gewesen zu sein – als wäre er zufällig hinter laresundschoger durch nächtliche Gassen gelaufen, hätte auf Partys eine kuriose Szene beobachtet oder mit den zwei Freunden im Zug durch Rumänien gesessen und aus dem Fenster geschaut. „Uns interessieren Straßen- und Alltagsszenen. Situationen oder Blickwinkel, die im Grunde jeder Mensch erleben und wahrnehmen kann, wenn er hinsieht“, sagt Kim. Nur, dass die beiden Fotografen glücklicherweise immer ihre Kameras dabeihaben und dafür sorgen, dass diese sekundenschnellen Eindrücke keine Wegwerfware des Gehirns werden. Thomas nennt das schlicht: „Mit einem ästhetischen Blick durch die Welt gehen und einfache Dinge schön fotografieren“. Über 140 Konversationen haben die beiden schon auf Instagram geteilt. Auf diese Weise kreieren sie auf lange Sicht auch eine Art öffentliches Archiv.

Die optimale Form sei das aber nicht für ihre Motive, sagen die beiden, aus Formatgründen. Instagram will’s quadratisch, laresundschoger fotografieren aber rechteckige Hoch- und Querformate. „Deshalb ist es am schönsten, das Konzept als Buch oder im Rahmen einer Ausstellung zu sehen“, sagt Kim und lächelt. Denn genau das ist gerade passiert. Nachdem die erste Ausstellung der beiden in Düsseldorf im Dezember 2021 noch am Abend der Vernissage aufgrund eines Rohrbruchs abgesagt werden musste, konnten laresundschoger in diesem Jahr von Mai bis Ende Juni endlich ausgewählte Konversationen im GABA Art Space in Rheydt zeigen. Dazu ist ein Fotobuch erschienen.

Am 29. September kommt die Ausstellung nach Krefeld, in die Shedhalle der Alten Samtweberei. Nach Einzelausstellungen der beiden, unter anderem im RAUCH Offspace, wo Kim und Thomas als regelmäßige Gäste ein- und ausgehen, ist es die erste hiesige Präsentation von laresundschoger.

Esther Jansen

Über den/die Autor/in: Esther Jansen

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Tags: , , , 0 Kommentare on Mehr als tausend WorteVeröffentlicht am: 19. September 2023Zuletzt bearbeitet: 19. September 2023835 WörterGesamte Aufrufe: 1005Tägliche Aufrufe: 14,2 Minuten Lesezeit

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