Home Schooling, Distanzlernen, Wechselunterricht – diese Begriffe gehen bereits über die Lippen als wäre Schule nie anders gewesen. Was nach weit mehr als einem Jahr schon fast alltäglich geworden ist, erschwert ausnahmslos allen Kindern ihre fachliche Bildung, ihre soziale Interaktion und ihre tiefen Gefühle. Während der größte Teil durch vertraute Lehrer:innen aus der Ferne betreut wird, gibt es eine Gruppe von Schüler:innen, die gerade in dieser Zeit durch alle Raster fällt: die so genannten Inklusionsschüler:innen.
In unserer bunten und vielfältigen Gesellschaft besteht für Eltern die Möglichkeit, die Schule ihres Nachwuchses frei zu wählen. Dies bedeutet im selben Atemzug, dass Kinder mit einer Beeinträchtigung nicht zwingend eine Förder-, sondern auch eine Regelschule besuchen können. Im gemeinsamen Lernen werden so alle inkludiert, also miteinbezogen, die Schüler:innen wachsen mit Vielfalt auf und erleben sie so als Normalität. Daneben sollen und können Menschen mit einer Behinderung überall gleichberechtigt dabei sein, wo sie es sein möchten. Die Herausforderung für den Bildungssektor ist, dass nicht die Schülerschaft sich der Schule anpassen soll, sondern sich die Schule der Schülerschaft anpassen muss. Eine Generationenaufgabe, die noch in ihren Kinderschuhen steckt und die Politik und pädagogische Fach- sowie Lehrkräfte vor immense Herausforderungen stellt. Zu diesem Zweck hat die Bezirksregierung Stellen für so genannte Inklusionsfachkräfte geschaffen, die das Bindeglied zwischen Fachlehrer:innen und Inklusionsschüler:innen, aber auch Elternschaft und externen Kooperationspartner:innen sein und alle Seiten des Bildungsbetriebs gleichermaßen unterstützen sollen.
Schulleben mit beachtlichen Schwierigkeiten
„Dies ist leichter gesagt als getan“, berichtet Nora Ostendorf, die seit Anfang 2020 eine solche Position an der Krefelder Albert-Schweitzer-Realschule bekleidet. „Als Diplom-Heilpädagogin habe ich einen ganzheitlichen Blick auf Menschen, insbesondere auf Kinder und Jugendliche, und spüre die Lücken im täglichen Betrieb auf und bringe individuelle Förderungen ein. Aber dazu benötige ich Fachmittel und heilpädagogisches Material, für die keine finanziellen Mittel zur Verfügung stehen.“ Die Schule inmitten eines Viertels, das durch kulturelle Unterschiede und soziale Spannungen geprägt ist, stehe nun vor der Aufgabe, nicht nur diesen Anforderungen während des Unterrichts – und auch während der Hofpause – Herr zu werden: „Auch Heranwachsende mit Förderbedarf in den Bereichen Lernen und Sprache, emotionale und soziale sowie geistige Entwicklung oder auch mit einer Autismus-Spektrum-Störung sitzen mit allen anderen im Klassenraum“, betont die engagierte Expertin auf diesem Gebiet, die sich über ihr Studium hinaus durch zwei Ausbildungen zur systemischen Beraterin qualifiziert hat sowie lange Jahre in der Jugend- und Behindertenhilfe gearbeitet hat.
Es bedarf für einen Außenstehenden nicht viel Fantasie um sich vorzustellen, dass dies ein Höchstmaß an persönlicher Beziehung und Kontakt zwischen Inklusionsfachkraft und Inklusionsschüler:innen benötigt, doch zur Zeit nehmen auch sie an Video-Konferenzen teil und leiden unter denselben schlechten Bedingungen wie ihre Klassenkamerad:innen. „Dies ist jedoch nur ein Aspekt, der andere ist, dass, selbst wenn wir im Regelbetrieb sind, mir schlichtweg adäquates Material fehlt“, klagt Nora Ostendorf. „Wenn ich mich beispielsweise mit einem Kind mit Asperger-Syndrom beschäftige, welches aufgrund seiner Kontakt- und Kommunikationsstörung keine Gefühle benennen und einordnen kann, übe ich anhand von Bildkarten Mimiken und Gestiken von fremden Gesichern zu erkennen. Ich fördere emotionale Reaktionen bei dem betroffenen Kind und lasse mir zum Beispiel beschreiben, durch welche Signale, etwa Tränen oder Lachfalten, es Trauer oder Freude bei anderen Kindern erkennen kann.“ Die Förderung, die jenseits des gängigen Unterrichtens Platz findet, geht jedoch über so augenscheinliche Fälle weit hinaus, erklärt sie: „Mein Steckenpferd ist die psychomotorische Förderung: Ich habe meinen kleinen Raum in einigen Stunden zu einer Bewegungsbaustelle ausgebaut, hier kann ich Parcours entwerfen, auf denen die Kinder Hindernisse überwinden oder Aufgaben zur Gleichgewichtsförderung bewältigen sollen, zum Beispiel mit einem Gegenstand auf dem Kopf oder mit verbundenen Augen.“
Fördermittel werden dringend benötigt
Doch auch Entspannung und Achtsamkeit sind enorm wichtig für Inklusionskinder, um ihren Schulalltag bewältigen zu können. „Hier würde ich liebend gerne mehr Angebote machen, gerade im Hinblick auf die Wiederaufnahme des geregelten Schulbetriebs, um den vielen großen Defiziten entgegenzuwirken. Aber es mangelt an allen Ecken und Enden“, kritisiert die sympathische Heilpädagogin traurig. „Am dringendsten benötige ich Verdunklungsvorhänge, um die äußeren Ablenkungen und Reize meiner Inklusionsschüler:innen zu minimieren, von denen sie im Unterricht und in der Pause überflutet werden und die sie zu mir mitbringen.“ Auch Bodenmatten sowie Klangschalen wären hilfreich, um für die Inklusionskinder Traumreisegeschichten anzubieten und mit ihnen Muskel- und Entspannungsübungen zu machen. „Nicht nur mir, sondern insbesondere den Kindern und Jugendlichen wäre mit jeder Art Unterstützung geholfen, sei es in Form von Sachspenden, Produktpatenschaften oder mit einem Beitrag zum Förderverein unserer Schule. Letztlich ist dies eine Investition in die Zukunft nicht nur der einzelnen, sondern aller, die in unserer diversen Gesellschaft aufwachsen.“
Der Förderverein der Albert-Schweitzer-Realschule würde sich sehr über eine Spende an folgendes Konto unter dem Verwendungszweck „Material für die I-Kinder“ freuen:
IBAN: DE81 3205 0000 0000 3057 89
BIC: SPKRDE33XXX
Albert-Schweitzer-Realschule Krefeld
Lewerentzstraße 136, 47798 Krefeld
Nora Ostendorf, Diplom-Heilpädagogin und Inklusionsfachkraft
Tel: 01590 – 6174852
E-Mail: nora.ostendorf@ass-krefeld.de
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