Auf unserer viertägigen Exkursion zum „Karpatenfürsten“ Siegfried Busch auf seinem „Gut Falkenhof“ in Rumänien erleben wir ein Land, das uns fasziniert hat durch seine ursprüngliche Natur und Wildnis, seine reizvollen Städte mit kultur-historischen Schätzen und einer herzigen Gastfreundschaft. Die vielfältigen Möglichkeiten, einen völlig entspannten Urlaub inmitten der Natur zu verbringen, beschreibt unser Reisebericht.

Rund zwei Stunden sind Fotograf Justin Bockey und ich unterwegs – gestartet vom Flughafen Dortmund-Holzwicke in das für uns bis dahin völlig unbekannte Rumänien. Während des Fluges tauschten wir Gedanken, Fragen und sogar Vorurteile aus: Ist es wirklich ein armes und gefährliches Land? Ist Rumänien rückständig? Und gibt es neben dem legendären Grafen Dracula überhaupt andere nennenswerte „Kulturgüter“? Nach rund 1.800 Kilometern ist der Airbus im Landeanflug auf Sibiu-Hermannstadt. Minutenlang blicken wir von oben gebannt auf eine atemberaubende Landschaft. Geprägt von Bergzügen und weitläufigen Hügeln. Umgeben von grünen Wäldern und Wiesen sowie großen landwirtschaftlichen Anbauflächen.

Gefolgt sind wir einer Einladung des Krefelders Siegfried „Siggi“ Busch, der sich 1998, nach einer erfolgreichen Karriere im Logistik-Management, mit seinem Logistikunternehmen ELKA-International und rund 120 Beschäftigten in Rumänien selbstständig gemacht hat. Mit seiner rumänischen Frau Klára Szabó arbeitet er gemeinschaftlich an ihrer gemeinsamen „Idee des Lebens“ und erschaffen mit „Gut Falkenhof“ ein einzigartiges nachhaltiges natur- und menschenbejahendes Projekt, das über die Region hinaus Modellcharakter hat. Ein idealer Ort für Familien, Kinder, Jugendliche und Individualurlauber, die unberührte Natur schätzen und zudem jede Menge lernen möchten.

Hermannstadt fasziniert mit Geschichte, Kultur und seiner malerischen Altstadt

Das Ehepaar holt uns persönlich am Flughafen ab. „Diesen Service bieten wir allen unseren Gästen, ob Familien oder größere Reisegruppen“, erläutert unser Gastgeber. Bevor wir mit dem Auto zum gut 120 Kilometer weiter östlich gelegenen Gut Falkenhof bei Sólyom Major weiterfahren, machen wir einen Abstecher in die wunderschöne Altstadt von Hermannstadt. Die Fahrt dauert keine 15 Minuten, und wir sehen rechts und links altbekannte Firmen-Adressen wie Mercedes, BMW, Siemens, Aldi und Lidl. Dazu berichtet uns Siggi Busch, dass Rumänien ein wichtiger Hersteller von Autoteilen und -komponenten ist und diese in weite Teile der Welt exportiert; Unternehmen wir Dacia, Ford und Renault haben in Rumänien Produktionsstätten. Zentral geparkt, geht es zu Fuß weiter und unser Gastgeber entpuppt sich als fachkundiger Reiseführer.

Siggi, seine Frau Klára Szabó und Peter Lengwenings beim Rundgang durch Sibiu.

Unser Spaziergang führt uns entlang charmanter Gassen, farbenfroher Häuser und historischer Gebäude aus dem 15. bis 19. Jahrhundert. Schließlich erreichen wir die Piaţa Mare, einen großzügigen Platz, auf dem regelmäßig Märkte und Veranstaltungen stattfinden, umgebend von unzähligen Lokalen und dem Brukenthal-Museum, dem ältesten und wohl bedeutendsten Museum Rumäniens in einem barocken Palast.

Einen Steinwurf entfernt erwartet uns eine persönliche Führung durch die evangelische Stadtpfarrkirche. Diese wurde im 14. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut und beherbergt heute eine beeindruckende Sammlung von mittelalterlichen Kunstwerken und Orgeln. So viele Eindrücke machen hungrig, und so wandern wir weiter über die Podul Minciunilor, eine kleine Fußgängerbrücke. „Vorsicht“, ermahnt uns Siggi Busch schmunzelnd, „dies ist die sogenannte Lügenbrücke. Die Legende besagt, wenn man darauf steht und eine Lüge ausspricht, bricht die Brücke zusammen.“

Schweigend – wir wollen unser Schicksal ja nicht herausfordern – gehen wir weiter und steigen kurz darauf eine lange Treppe hinab in einen ziegelsteinernen rustikalen Gewölbekeller. Im ehemaligen Weinkeller genießen wir landestypische Speisen wie Sarmale, gefüllte Kohlblätter mit Hackfleisch, Reis und Gemüse, in Tomatensoße gekocht. Und Zacusca, eine Art Auberginen-Mus mit Paprika, Zwiebeln, Tomaten und Gewürzen. Sicherlich nicht kalorienreduziert, dafür aber ein Träumchen zum Nachtisch: Papanaşi, rumänische Käsekuchen aus Quark und Grieß, serviert mit saurer Sahne und süßer Marmelade.

Gut Falkenhof: ursprüngliche Natur und Ruhe genießen

Nach knapp zweistündiger Autofahrt über gut ausgebaute Landstraßen erreichen wir am späten Abend Gut Falkenhof, das inmitten eines riesigen naturbelassenen Talkessels liegt. Als sich das große Einfahrtstor öffnet, werden wir freundlich von drei großen Hofhunden begrüßt. Der kristallklare Sternenhimmel und das Mondlicht lassen erahnen, wie groß der Hof mit Stallungen, Pferdekoppel, Reitplatz, zahlreichen Nebengebäuden und einem doppelstöckigen langgestreckten Hauptgebäude samt überdachter Veranda ist. „Das ist ein ehemaliger Kornspeicher“, erklärt uns der Haus- und Hofherr. „Über Jahre haben wir alles – mitsamt Holzkonstruktionen – sorgsam saniert, alte Ziegelwände wieder sichtbar gemacht, sämtliche Leitungen, Brandschutz und Dämmung erneuert sowie eine Großküche installiert, die bei Festen und Veranstaltungen bis zu 120 Personen bekochen kann.“ Zum Tagesabschluss gibt es Pálinka, einen landestypischen Schnaps, an der Theke des riesigen und dennoch sehr gemütlichen Gastraums. „Siggi“ erklärt uns, dass diese seinerzeit von Krefeld nach Rumänien ausgewandert ist. Sie stand über viele Jahre zuvor im „Picnic“ an der Sankt-Anton-Straße und zeigt die lokale Verbundenheit zu seiner Heimatstadt Krefeld, wo er – nicht zuletzt durch sein Ministeramt in der Karnevalssession 2010/2011 und als Gründer des gemeinnützigen Herzens-Projektes „Kengerdruum Krieweel e.V.“ – „bekannt ist wie ein bunter Hund“.

Am nächsten Tag wecken uns sanft blökende Schafe, die friedlich in der Morgensonne grasen. Die nächtliche Ruhe war ungewöhnlich und wohltuend. Alle elf Zimmer mit Bad sind nagelneu, hell, modern und freundlich eingerichtet. Beim gemeinsamen Frühstück genießen wir Wurst, Käse, Marmelade, Brot und Eier aus eigener Herstellung oder von bekannten Manufakturen aus der Region. Klára bringt die Philosophie des Hofs auf den Punkt: „Von der Farm auf den Teller. Hier gibt es keine Fertiggerichte, kein Fast-Food, keine Cola, keine Systemgastronomie. Dafür aber frisch zubereitete Limonade aus eigenen Kirschen oder Lavendel.“ Alle Abfälle werden dem natürlichen Kreislauf zugeführt – entweder kompostiert oder als Tierfutter verwertet.

Die Tomate war der Anfang

Beim anschließenden Rundgang über „Gut Falkenhof“ erleben wir ein harmonisches Miteinander von Menschen, Tieren und Natur. Wir sehen reichlich Schafe, Ziegen und Schweine, jede Menge freilaufender Hühner, dazwischen flaniert eine von 14 Katzen, auf der Weide eine imposante Rinderherde und zehn Pferde, um die sich mitunter Lea, die jüngste Tochter und talentierte Dressur- und Springreiterin, liebevoll kümmert. Wir erkennen auch mehrere komfortable Holzhäuschen hinter einer Holzbrücke, wo Gast-Kinder übernachten und sich im Gelände unbekümmert austoben können.

„Siggi“ ist seit 23 Jahren mit Klára verheiratet. Das Ehepaar hat einen Jungen und zwei Mädchen großgezogen. Klára ist eine Partnerin, der Werte wie Bodenständigkeit, Nachhaltigkeit, Natur- und Familienverbundenheit enorm wichtig sind. „Sie hat sich von Anfang an viel Zeit genommen und mich in die Natur und Kulturschätze des Landes eingeführt“, erzählt er liebevoll. „Wir haben im eigenen Garten immer mehr Obst, Gemüse und Salate angepflanzt, geerntet und gemeinsam zubereitet. Mein ‚Aha-Effekt‘ war damals der vollkommene und aromatische Genuss hiesiger Tomaten. Und so wuchs unser Projekt. Irgendwann war es ein logischer Schritt, dass wir uns nach mehr Platz umgeschaut haben. Hinzu kam die große Zuneigung unserer Tochter Lea zu Pferden. Schließlich konnten wir das komplette Gelände hier erwerben. Dazu zählen auch ein Sägewerk und eine Seilmanufaktur, die grade saniert werden. Und da wir zunehmend Unterkünfte brauchten, ging das Projekt Kornspeicher-Sanierung an den Start.“

Alle Landschaftsformen Europas auf kleinstem Fleck

„Wer hierherkommt, ist sicherlich kein Pauschaltourist“, beschreibt der sympathische Visionär und Macher, „es ist vielmehr ein Dorado für Menschen, die runterkommen möchten und hier Ursprünglichkeit und Ruhe genießen können. Im Umkreis von 100 Kilometern kann man eine Vielfalt erleben mit Seen und Flüssen, einer sandigen Puszta oder Landschaftsformen wie ansonsten nur in der Toskana oder im Schwarzwald.“ Auf unseren späteren Exkursionen können wir das nur bestätigen. Neben den unzähligen Kulturschätzen, zum Beispiel im nur 25 Kilometer entfernten Sighişoara, wo auch Vlad Ţepeş, der „originale“ Graf Dracula, herstammen soll, beobachten wir viele Störche, Rehe, Wasserbüffel und sogar einen Adler.

Individuelle Angebote und besondere Einblicke

Je nach Wünschen kümmern sich die leidenschaftlichen Gastgeber um alles – angefangen vom Mietwagen oder Flughafentransfer, Rundreisen in Gruppen oder individuell, Stadtführungen, Weinproben und Reitunterricht, Ausritte und Kutschfahrten – alles kann für alle Altersklassen zugeschnitten werden. Es sind ebenfalls Stellplätze für Wohnmobile vorgesehen. Die Kommunikation auf Deutsch, Englisch, Rumänisch und Ungarisch ist unkompliziert. „Und, wer nicht sicher ist, den überraschen wir gern. So zum Beispiel mit einzigartigen Einblicken in Manufakturen oder einer Streichelbegegnung inmitten einer großen Wasserbüffel-Herde“, verspricht Klára mit einem Lächeln. „Wir sind hier so verwurzelt, dass wir immer auf offene Türen stoßen und unseren Gästen Außergewöhnliches bieten können.“ Dazu zählen mittlerweile sogar kreative Geschenke-Sets mit selbst kreierten Lavendel-Düften, Seifen und Säften.

Zum Abschluss unserer mehrtägigen Exkursion sind wir im benachbarten Dorf bei einer familiären Konfirmationsfeier eingeladen. Mit letztlich ‚wildfremden Menschen‘ essen, trinken, lachen und tanzen wir. Auch hier: Gastfreundschaft pur, die wir so nicht erwartet hätten. Wir sind dankbar, dass wir diese Einblicke gewinnen durften und unsere anfänglichen Vorurteile korrigieren konnten. Die Grenzen unserer Sprache sollten nicht die Grenzen unserer Welt und Anschauung bedeuten. Auf dem Rückflug schauen wir uns die Fotos an. „Ich hätte so gern einen Bären vor die Linse bekommen“, sagt Justin wehmütig. „Kein Problem“, antworte ich, „wir kommen bestimmt wieder.“

Kontakt für individuelle Reiseangebote:

„Gut Falkenhof“ Siegfried Busch/Klára Szabó
Telefon: +40 744 595 068
Mail: info@solyom-major.ro
Facebook: www.facebook.com/SolyomMajor.GutFalkenhof/

Flugmöglichkeiten über Düsseldorf, Weeze und Dortmund

Über den/die Autor/in: Peter Lengwenings

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Tags: , , , , , , , , , 0 Kommentare on Urlaub beim KarpatenfürstenVeröffentlicht am: 22. Mai 2023Zuletzt bearbeitet: 22. Mai 20231550 WörterGesamte Aufrufe: 504Tägliche Aufrufe: 17,9 Minuten Lesezeit

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