Der erst 16-jährige Felix R. Maier ist für ein Praktikum im Bereich Musikproduktion aus Freiburg nach Krefeld gekommen. Seit Mai lebt er hier und wird von Stimmproduzent Christoph Walter betreut.

Hamburg, Berlin, München oder Köln, aber garantiert nicht Krefeld. Wenn wir darüber nachdenken, wohin es junge Menschen zieht, die mit neuen Medien arbeiten oder sogar in die Musikszene eintauchen möchten, dann fällt mit Sicherheit nie der Name unserer Stadt. Der 16-jährige Felix R. Maier allerdings ist überzeugt davon, dass er es nicht hätte besser treffen können. Aus Freiburg hatte der junge Musiker, unter Mithilfe seiner Mutter, über das Web vergeblich einen Praktikumsplatz in der Musik- und Medienbranche gesucht. Der erste Anruf im Frühjahr beim Krefelder Sprecher und Stimmproduzent Christoph Walter zeigte jedoch direkt Erfolg. Seit Mai lebt und arbeitet Felix im Rahmen seines Praktikums in Krefeld. Er schnuppert nicht nur in Christoph Walters Berufsfeld hinein, sondern ist durch Christophs Studio in ein Kollektiv aus jungen Kreativen geraten. Denn neben dem Sprecher wirken im Dachgeschoss des Geschäftshauses an der Nordstraße 30 auch Abija Melchior Scheler, Musiker und Experte für Social Media-Content, Philip Reno Müller, unter dem Label „Atair“ Spezialist für Sounddesign und Tonproduktion, sowie Sebastian Fonken, Grafiker, Videodesigner und Fotograf. „Als ich nach Krefeld kam, wusste ich gar nicht, dass die alle hier sind“, sagt Felix, der unter dem Künstlernamen „Lixight“ auftritt. „Aber das ist echt cool.“

Felix machte in seiner Heimat Freiburg den Realschulabschluss. Schon seit einigen Jahren interessiert er sich für Musik, hat gemeinsam mit einem Freund 2019 angefangen, erste Beats zu machen, auf dem Schulhof aus Spaß gerappt und sich dann selbst immer weiter professionalisiert, bis er ein eigenes Studio in der Wohnung seiner Mutter einrichtete. 2020 lud er die ersten Songs auf Streaming-Portale hoch. Unter dem Künstlernamen „Lixight“ wirkt er erst seit diesem Jahr und hat inzwischen fast 79.000 Klicks auf Spotify. Als Felix den Abschluss in der Tasche hatte, wusste er, dass er hauptberuflich Musik machen oder zumindest grundsätzlich in der Branche Fuß fassen möchte. Seine Mutter, die Instrumentalpädagogik studiert hat, unterstützte den Gedanken ihres Sohnes.

Felix R. Maier ist für ein Musikproduktion-Praktikum aus Freiburg nach Krefeld gekommen. Seit Mai wird von Stimmproduzent Christoph Walter betreut.

Mit Abija trifft er auf einen Musiker, der ähnlich jung seinen Karriereanfang machte. Mit 13 Jahren produzierte der Hip Hopper seine ersten Songs, arbeitete sich selbstständig mit viel Ausdauer und Disziplin nach oben und war schon früh im privaten Umfeld auf sich alleine gestellt. „Außer den Biss und die Leidenschaft für Musik und Beats, erkenne ich ehrlich gesagt trotzdem nicht viel von mir in Felix wieder“, erzählt der 28-Jährige, der mehr als 400.000 Abonnenten bei TikTok hat, und lacht. „Felix ist für sein Alter sehr reif und sein Level viel krasser als meins damals.“ Deswegen nimmt Abija ihn auch immer wieder mit, führt ihn in die Szene ein. „Man merkt nicht, dass er jünger ist als wir“, schildert der Musiker. Wenn der Social Media-Experte Kunden für zum Beispiel YouTube aufnimmt, darf Felix auch immer wieder zuschauen und hin und wieder selbst TikToks drehen. „TikTok war vorher nicht so mein Feld, aber da konnte ich hier viel lernen“, erklärt Felix. „Und dass ich mit solchen Leuten herumhängen darf, ist natürlich schon cool.“

Gegenüber von Abija hat Philip Müller sein Reich. Als gelernter Medientechniker begleitet er zum Beispiel Werbeclips audiovisuell, produziert Musiker oder unterstützt Filmteams. Erst vor Kurzem wurde er als Freiberufler für eine Produktion einer großen Luxusautomarke gebucht, bei der auch Felix als Praktikant mithelfen durfte. „Der Kunde legte uns einen Song vor und sagte, dass er in so einem ähnlichen Stil gerne einen eigenen Soundtrack haben wollen würde“, erinnert sich der Medientechniker. „Ich gab Felix die Aufgabe, selbst einen Song zu produzieren.“ Am Ende entschied der Kunde sich zwar für einen anderen Soundtrack, das Kreativkollektiv aber war begeistert von der Produktion des 16-Jährigen. „Felix‘ Song war Wahnsinn“, sagt Philip anerkennend, und die gesamte Runde stimmt ihm kopfnickend zu. Auch für Felix war das eine unvergessliche Erfahrung. „Das ist schon mein Highlight hier gewesen“, erklärt er fast schon schüchtern. „Sowas vergisst man nicht.“

Felix R. Maier ist für ein Musikproduktion-Praktikum aus Freiburg nach Krefeld gekommen. Seit Mai wird von Stimmproduzent Christoph Walter betreut.

Eine Tür weiter, bei Sebastian Fonken, darf der Praktikant immer wieder Pixel schieben, Bild- und Videobearbeitung verfolgen. Sebastian nimmt Felix nicht nur mit in seine Welt, sondern gibt ihm sogar etwas Eigenes zurück, indem er für „Lixight“ ein eigenes Logo entworfen hat.

Gegenüber von Sebastians Arbeitsplatz befindet sich die Tür zum Reich von Christoph Walter, Sprecher, Stimmproduzent und geheimer Kollektiv-Papa. Als Ältester im Club ist er Hauptansprechpartner für Felix. Christoph, selbst Vater von drei Mädchen, nimmt das Nachwuchstalent nicht nur bei Aufnahmen, Produktionen und Stimmcoachings mit, sondern ist auch Hilfesteller bei alltäglichen Fragen. „Felix ist mit 16 Jahren 500 Kilometer von Zuhause entfernt“, beschreibt er. „Die erste eigene Wohnung, die erste eigene Versorgung – er macht das gut, aber es ist trotzdem wichtig, dass er weiß, dass auch kurzfristig jemand da ist.“ Mit 16 Jahren wäre Felix eigentlich schulpflichtig. Das Praktikum ersetzt diese Pflicht, ist aber deswegen für den jungen Musiker auch obligatorisch. „Wahrscheinlich lernt Felix hier mehr als in der Schule“, sagt der Sprecher schmunzelnd. „Aber wir haben auch die Verantwortung, ihm Struktur zu geben.“

Felix R. Maier ist für ein Musikproduktion-Praktikum aus Freiburg nach Krefeld gekommen. Seit Mai wird von Stimmproduzent Christoph Walter betreut.

Und da schauen die vier Kreativen gut hin. Ob bei fachlichen Fragen, bei kreativer und menschlicher Entwicklung oder bei Themen, die man als Jugendlicher eigentlich mit den Eltern bequatschen würde, stehen Abija, Philip, Sebastian und Christoph ihm zur Seite. „Denn“, so weiß auch Christoph, „wir alle haben in unserer Karriere erlebt, wie wichtig es ist, einen Mentor zu haben.“


Felix R. Maier

Philip Müller
www.atair-audio.de

Abija Melchior Scheler

Sebastian Fonken

Christoph Walter
www.planetvoice.de
www.sprechbereit.de

Über den/die Autor/in: Ann-Katrin Roscheck

Einen Kommentar hinterlassen

Dazugehörige Tags

Tags: , , 0 Kommentare on Krefeld als geheime MedienstadtVeröffentlicht am: 14. Juli 2021Zuletzt bearbeitet: 16. Februar 2023922 WörterGesamte Aufrufe: 520Tägliche Aufrufe: 14,9 Minuten Lesezeit

Ähnliche Beiträge

Unsere aktuelle Ausgabe online lesen

Du möchtest das kredo-Magazin lesen, aber es muss nicht die Print-Version sein? Hier kannst Du Dir die neueste Ausgabe als PDF im Ganzen ansehen und kostenfrei herunterladen.

Teile diese Story

Wir kennen KrefeldWir glauben an KrefeldUNSER KREDO – KREFELD AUS ÜBERZEUGUNG

Titel

Nach oben