Alle sechs Wochen laden Norman und Natascha Riekeberg bis zu zwölf Personen in ihren Supper Club „Satt und glücklick“ zu sich nach Hause ein.

Ein lauer Frühlingsabend. Die Sonne schaut zwischen den Bäumen hervor und taucht den Garten, in dem wir uns befinden, in ein sanftes Abendlicht. Die Wimpelkette, die am Geländer der Terrasse hängt, wiegt leicht im Wind. Zwölf Erwachsene, die sich noch nie vorher gesehen haben, stehen beieinander. 14, wenn man die Gastgeber Natascha und Norman Riekeberg dazurechnet. Alle haben eins gemein: Sie lieben gutes Essen und freuen sich darauf, neue Bekanntschaften zu schließen. Der Abend kann beginnen!

 

Frühlingsglück-Dinner

Unter dem Motto „Frühlingsglück“ servieren die beiden Gastgeber fünf Gänge in ihrem Zuhause in Duisburg am Rhein. Während wir noch draußen stehen und die Abendstimmung genießen, reicht Norman allen einen Rhabarber Tonic mit Waldmeister. Für diejenigen, die noch Auto fahren müssen, gibt es natürlich auch eine alkoholfreie Alternative. Schnell werden erste Gemeinsamkeiten entdeckt. „Kennen wir uns nicht über Instagram?“, fragt Anna mich. Wieder andere haben sich bereits bei einem anderen Supper Club-Dinner kennengelernt. Die Welt ist manchmal klein – und der Niederrhein ein Dorf.

 

Noch draußen stehend, steigen wir mit frisch-dampfendem Ciabattabrot, serviert mit gleich fünferlei Dips, kulinarisch in den Abend ein: Avocado-Hummus, Rote Bete-Hummus, Möhre, mediterrane Tomate und Dattel-Frühlingszwiebel – die Farben und Geschmäcker der Dips begeistern nicht nur meinen Gaumen, sondern auch die der anderen Gäste. Liebevoll macht sich Natascha im Vorfeld jedes Dinners Gedanken, welche Gänge sie servieren möchte, welche Komponenten zusammen und zum Thema passen: „Die Themen setze ich mir, damit ich mich daran orientieren und ein Menü entwerfen kann“, erklärt die 41-Jährige, die leidenschaftlich gerne kocht. Eine gastronomische Ausbildung hat sie nicht, das ist aber auch keine Voraussetzung bei einem Supper Club. Vielmehr geht es darum, Menschen zusammenzubringen und ihnen eine ungewöhnliche Erfahrung zu bieten.

Genuss mit Rheinblick

Als wir für die weiteren Gänge nach drinnen wechseln, wird schnell klar: Natascha und Norman haben nicht nur ein Händchen für die Menüauswahl und das liebevolle Anrichten von Speisen, sondern auch für die Einrichtung ihres Häuschens. Der große Holztisch, an dem Platz für zwölf Leute ist, ist das Herzstück des Esszimmers, von dem aus wir in die Küche und ins angrenzende Wohnzimmer blicken können. Der Blick aus dem großen Fenster hinaus endet mitten im Rhein. Wobei enden hier nicht der richtige Begriff ist – die Weite des Flusses und der Landschaft begeistert und alle.

Supper Club, Satt und glücklich

 

Während Natascha sich in der Küche dem ersten Gang widmet, nimmt Norman alle Getränkewünsche auf. Die Gespräche wechseln – bei dem Ausblick völlig verständlich – zu Wohnorten und Städten. Ist Hamburg schöner oder Berlin? Und was ist mit Krefeld? Dort ist gerade so viel im Fluss und die meisten, die am Tisch sitzen, haben irgendeinen Bezug zur Seidenstadt. Der eine hat da mal gearbeitet, die andere hat dort Verwandte. Wie war das? Die Welt ist wirklich klein. Im Hintergrund ertönt das Zischen des Flambierbrenners – der erste Gang ist fertig: Der angekündigte Frühlingssalat besteht aus Babyspinat mit flambiertem Ziegenfrischkäse, karamellisierten Nüssen und Blaubeerdressing. Allgemeines Raunen macht die Runde. Das sieht nicht nur perfekt aus, sondern ist auch sehr lecker.

 

Die Gespräche am Tisch wandern weiter. Von Städten zu Kindern. Normans und Nataschas zwei Kinder sind heute bei Oma und Opa. Circa alle sechs Wochen laden die Duisburger in ihren Supper Club „Satt und glücklich“ ein: „Wir sind immer schon gerne essen gegangen. Als die Kinder sehr klein waren, war das schwieriger. Also haben wir das Restaurant zu uns nach Hause geholt“, berichtet Natascha lachend. Obwohl die beiden den ganzen Abend umherschwirren, kochen, anrichten, servieren, nachschenken und selbst fast keinen Bissen essen, sind sie glücklich, dass der Supper Club heute bereits zum 47. Mal in sieben Jahren stattfindet. Als wir den zweiten Gang – eine Asia-Möhrensuppe, garniert mit Knusperfeta, verzehren, wird auch schnell deutlich, warum: Essen (und Essen mit anderen Menschen teilen) macht einfach glücklich!

 

Ein kulinarisches Erlebnis mit Suchtpotenzial

Es sind nicht zwangsläufig immer neue Leute, die sich alle sechs Wochen bei den Riekebergs einfinden: „Es gibt viele Wiederholungstäter“, berichtet Natascha. Anna stimmt nickend zu. Auch sie war bereits häufiger zu Gast. Das Warten auf den nächsten Gang wird begleitet von viel Gelächter. Liegt es an dem leckeren Wein, dem hervorragenden Essen oder süßen Tischutensilien wie der Fischkaraffe, die beim Ausschenken des Wassers fröhlich gluckst? Es ist wohl die Kombination aus allem, die die Leichtigkeit des Abends ausmacht. Spätestens beim Hauptgang, Risotto mit Spargel und Bärlauch, garniert mit Honiglachs vom Grill, sind alle längst miteinander vertraut.

Zum Dessert wurden Quarkküchlein mit Beeren, Erdbeeren und selbstgemachtem Eierlikör serviert.

 

Natascha ist im Rahmen ihrer Magisterarbeit zum Thema „Sprachliche Entwicklung in Kochrezepten“ auf Supper Clubs gestoßen und war von der Idee direkt begeistert. Die Duisburgerin strahlt, als sie die leeren Teller sieht und einige sogar nach Nachschub fragen. Den Knopf meiner Hose müsste ich jetzt bereits öffnen. Gut, dass ich mich für einen Rock entschieden habe, denn der letzte Gang, Quarkküchlein mit Beeren und selbst gemachtem Eierlikör, von dem man keinen Krümel übriglassen möchte, ist der perfekte Abschluss.

Zufrieden lehne ich mich zurück und schaue in die entspannten Gesichter am Tisch. Selten haben meine Gesichtsmuskeln so weh getan vom vielen Lachen. Der Supper Club endet – und ich bin sehr satt und verdammt glücklich!

 

Norman und Natascha Riekeberg

Norman und Natascha Riekeberg laden alle sechs Wochen zum Essen zu sich nach Hause ein.

Mehr zum Supper Club Duisburg gibt es unter
sattundglücklich.riekeberg.de
und auf Instagram unter
instagram.com/satt.und.gluecklich.

Dort stehen auch die nächsten Termine!

 

 

Über den/die Autor/in: Sarah Weber

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Tags: , , , , , , , 0 Kommentare on Der Supper Club macht „satt und glücklich“Veröffentlicht am: 23. Mai 2023Zuletzt bearbeitet: 23. Mai 2023971 WörterGesamte Aufrufe: 486Tägliche Aufrufe: 25 Minuten Lesezeit

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