Täglich werden wir mit Push-Nachrichten und Schlagzeilen rund um das Thema Corona-Schutzimpfung überhäuft. Bisweilen ist es langwierig und aufreibend, das, was einen unmittelbar betrifft, herauszufiltern. Daher haben wir Sabine Hilcker, der Kreisgeschäftsführerin des Deutschen Roten Kreuzes, Kreisverband Krefeld e.V., der das Impfzentrum auf dem Sprödentalplatz betreibt, die relevantesten Fragen gestellt.
// kredo: Warum ist es so bedeutsam, sich impfen zu lassen?
Sabine Hilcker: Ich schütze mich selbst und bin sieben Tage nach der zweiten Impfdosis immun gegen das aktuelle Virus. Das heißt, ich werde nicht erkranken und kein Klinikbett belegen. Ob ich dann noch jemanden anstecken kann, darüber ist man sich wissenschaftlich derzeit nicht ganz einig; es ist noch nicht vollständig erforscht. Aber man geht von einer massiv reduzierten Gefahr aus.
// Wie erfahren die Krefelderinnen und Krefelder, wann sie um einen Impftermin bitten können und wie erhalten sie diesen?
Aktuell wird jeder, der in der entsprechenden Gruppe ist, schriftlich eingeladen. Die Personen bekommen einen Brief mit einem Schreiben vom Land sowie einem von Oberbürgermeister Frank Meyer. In diesem Brief erfahren sie eine Telefonnummer und eine Homepage zur Anmeldung. Diese wird von der kassenärztlichen Vereinigung betrieben. Ich hätte es gerne gesehen, wenn die Kommune hierbei hätte mitwirken können, da sie bei den Terminen für die Testung so herausragende Leistungen gebracht hat. OB Frank Meyer hat auch organisiert, dass Menschen, die nicht mehr mobil sind, einen Behindertenfahrdienst in Anspruch nehmen können. Ich weise allerdings darauf hin, dass dies Sammeltaxis sind. Was die Gruppen betrifft, die erst später an der Reihe sind, wird es rechtzeitig Bekanntmachungen in der Presse und auf der Webseite der Stadt Krefeld geben.
// Bislang ist vorgesehen, zur Impfung das Impfzentrum auf dem Sprödentalplatz aufzusuchen. Wie ist dort der Ablauf?
Wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt, geht man sofort zur Anmeldung. Reist man mit dem PKW an, wird man an der Einfahrt begrüßt, muss seine Einladung vorzeigen, bekommt einen Parkplatz zugewiesen und geht dann zur Anmeldung. Dort wird die Temperatur gemessen. Wenn diese in Ordnung ist, darf man das Impfzentrum betreten. Hier muss man erneut die Einladung sowie den Personalausweis zeigen. Dies sind notwenige Verwaltungsschritte, da die Impfdosis nach der Terminvergabe für genau die angemeldete Person bestellt wird. In einem Warteraum wird ein Aufklärungsfilm zur Impfung gezeigt, auch wird man gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Diesen geht im Folgenden ein Arzt im Rahmen eines kurzen Aufklärungsgesprächs mit einem durch, und Fragen, zum Beispiel zu vorliegenden Allergien, werden geklärt. Wenn von beiden Seiten das Impfeinverständnis ausgesprochen ist, erfolgt diese durch einen kleinen „Pieks“ in den Oberarm, was weniger als eine Minute dauert. Im Anschluss verweilt man noch weitere 30 Minuten in einem zweiten Wartebereich zur Beobachtung. Insgesamt sollte man eine Stunde einplanen.
// Einige Bürgerinnen und Bürger haben Sorge, sich durch eine Impfung mit dem Coronavirus als Nebenwirkung anzustecken, da sie mit der neuartigen Methode, beispielsweise des Impfstoffs von Biontech/Pfizer, nicht vertraut sind. Können Sie die Wirkweise erläutern?
Bislang sind keine Nebenwirkungen bekannt, ein Infizieren mit dem Virus ist nicht möglich, da kein Virusmaterial geimpft wird. Die Spritze liefert einen Bauplan für bestimmte Antikörper. Dies ist der sogenannte mRNA-Impfstoff, der einen Botenstoff beinhaltet, der meinem Körper sagt: „Sorg dafür, dass du gegen dieses Virus Antikörper bildest.“ Der einzige Nachteil dieses mRNA-Impfstoffes ist im Moment noch dessen Lagerung bei -70°C unter Trockeneis – zumindest bei dem Produkt von Biontech/Pfizer. Es ist also mit einem so hohen Aufwand verbunden, dass Impfungen nicht zu Hause vorgenommen werden können, zumal in einer Ampulle sechs Dosen Impfstoff sind. Perspektivisch ist es aber möglich, dass die Forschung so weit vorangebracht wird, dass auch die Hausärzte beliefert werden können und man sich dort behandeln lassen kann. Einen konkreten Zeitpunkt hierfür kann ich natürlich noch nicht nennen.
// Wiederum andere Bürgerinnen und Bürger lehnen eine Impfung grundsätzlich ab und verleihen ihrer Meinung durch Proteste Ausdruck. Wie stehen Sie zu den dort geäußerten Vorwürfen?
Ich habe für jeden Verständnis, der sich nicht – oder vorerst nicht – impfen lassen will, freue mich aber über jeden, der es will. Jeder hat das Recht, selbst zu entscheiden, was mit seinem Körper geschieht. Ich habe aber insgesamt ein Problem damit, wenn jemand mit militanten Mitteln seinen Willen durchsetzen will; das betrifft auch die persönliche Einstellung zur Corona-Schutzimpfung. Eine Impfpflicht ist nicht geplant, und ich denke auch, es wird keine geben.
// Mehrere Impfstoffe sind bereits in der EU und damit auch in Deutschland zugelassen, die WHO verzeichnet darüber hinaus noch mehr als 200 weitere Forschungsprojekte. Ist davon auszugehen, dass im Laufe des Frühjahrs weitere Produkte auf den Markt kommen, und werden die Impfwilligen in Krefeld eine Wahl zwischen den verschiedenen Stoffen treffen können?
Bislang gibt es keinen Hinweis, dass schon im Frühjahr ein weiterer Impfstoff zugelassen werden wird. Ich denke aber, dass es im Laufe dieses Jahres und der nächsten Jahre immer mehr geben wird, die auch eventuelle Aktualisierungen hinsichtlich der Mutationen beinhalten werden, wie es auch bei den Grippeviren der Fall ist. Den zu verabreichenden Impfstoff wird sich niemand aussuchen können; an bekommt nur den, der gerade vorhanden ist. Es wird aber massiv darauf geachtet, dass vom selben Stoff aus derselben Charge eine zweite Dosis für genau denselben zu Impfenden vorhanden ist. Ich kann das Bedürfnis, auswählen zu wollen, nachvollziehen. In Deutschland sind wir es so gewohnt, es geht aber leider nicht, da wir von der Verfügbarkeit der Impfstoffe abhängig sind. Wir können daher auch bei der Terminanfrage keine Prognose stellen, welcher Stoff an genau dem verabredeten Tag vor Ort vorhanden sein wird.
// Der Ethikrat hat nach Empfehlung der Ständigen Impfkommission eine Reihenfolge erstellt, nach der geimpft werden soll. Einige Gruppen sind klar definiert, beispielsweise diejenigen, in denen nach Alter vorgegangen wird. Einige andere sind nicht eindeutig formuliert: Wer legt fest, ob man eine enge Kontaktperson einer besonders gefährdeten Person ist, und wie kann man dies bei der Bitte um einen Impftermin nachweisen?
Wir gehen davon aus, dass der Hausarzt den vulnerablen Gruppen ein Attest ausstellen wird, ebenso, dass er eine enge Kontaktperson bestätigt. Ich kann mir auch vorstellen, dass ein Formblatt für ältere Bürgerinnen und Bürger entwickelt wird, in dem sie die Richtigkeit ihrer Angaben bezüglich der Kontaktperson bestätigen, um einem Missbrauch dieser Regelung entgegenzuwirken. Hier gilt – wie grundsätzlich in der Corona-Krise – das Verantwortungsbewusstsein, sein ethisches Gewissen anzuschalten.
// Was möchten Sie persönlich den kredo-Leserinnen und -Lesern, die über eine Impfung gegen das Coronavirus nachdenken, mitgeben?
Wenn ihr euch impfen lassen wollt, wartet, bis ihr an der Reihe seid und macht euch nicht verrückt. Aber wenn ihr dran seid, dann nutzt eure Chance! Je mehr Menschen sich impfen lassen, desto sicherer sind auch unsere Kinder und Jugendlichen, da der Impfstoff erst ab 16 Jahren zugelassen ist, sowie alle anderen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können. Der Ethikrat hat sich viele Gedanken gemacht bezüglich der Reihenfolge, und es ergibt keinen Sinn, diese anzuzweifeln. Wenn ihr einen Termin ausgemacht habt, haltet euch unbedingt daran oder sagt im Zweifelsfall rechtzeitig ab, da eine datengenaue Lieferung des Impfstoffes erfolgt. Das heißt, dass bei Nichterscheinen eine Impfdosis verfällt, die ein anderer gerne genutzt hätte.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Hilcker!
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