Türkisch, Russisch, Spanisch, Arabisch, Englisch, Tamil, Griechisch oder Deutsch – wir könnten die Liste immer weiter fortsetzen, denn auf unserer Welt werden fast 7.000 unterschiedliche Sprachen gesprochen. Kein Wunder also, dass auch in einer international geprägten Stadt wie Krefeld schon lange nicht mehr nur Deutsch auf dem Spielplatz oder dem Schulhof zu hören ist. „Mehrsprachigkeit ist ein Geschenk“, sagt Katja Wiefel von der Krefelder Mediothek. Als Stadtbücherei hat diese schon seit vielen Jahren mehrsprachige Bücher, auch für Kinder und Jugendliche, im Repertoire. Als Wiefel nun auf Marlene Jäger stieß, die seit diesem Jahr Volontärin im Niederrheinischen Literaturhaus ist, wurde schnell klar, dass die beiden Frauen den gemeinsamen Wert der Mehrsprachigkeit erkennen. Jäger hat neben Deutsch und Englisch auch Europäische Literaturen und Kulturen, speziell Romanistik und Slavistik, studiert. In Kooperation mit der Mediothek ist sie in diesem Jahr maßgeblich für das Programm des jährlich im September stattfindenden „Ohren aufgeklappt“-Vorlesefestivals für Kinder in Krefeld verantwortlich. „Bei meinen Recherchen fiel der Fokus immer wieder auf Bücher, die sich mit Mehrsprachigkeit oder Sprachwelten auseinandersetzen“, beschreibt die ursprünglich aus Baden-Württemberg stammende Frau. „Relativ schnell haben wir dann beschlossen, dass das auch das Thema unseres gesamten Festivals sein soll.“
Vier unterschiedliche Bücher werden vom 14. bis zum 17. September in der Mediothek interaktiv vorgestellt, zusätzlich wird eine Schreibwerkstatt angeboten. Dafür besuchen spannenden Autoren die Samt- und Seidenstadt.
Andrea Karimé – Kalim Baba und die Wörterlampe
Andrea Karimé ist zum Beispiel mit ihrem Buch „Kalim Baba und die Wörterlampe“ mit dabei. Die in Köln lebende Deutsch-Libanesin thematisiert spielerisch, wie Sprache als Kommunikationsmittel genutzt wird. Der Protagonist Kalim Baba ist ein besonders sprachbegabtes Kind und setzt sein Talent dafür ein, anderen mit Sprache in Konflikten zu helfen. Die Kinder lernen Kalim Babas Talent zu adaptieren – die Autorin bezieht dabei beim Vorlesen die Sprachen ein, die die Kinder im Publikum sprechen.
Arzu Gürz Abay – Omas Teekanne in Kreta
Arzu Gürz Abay bringt das Buch „Omas Teekanne in Kreta“ mit. Die Geschichte handelt von einem Mädchen, das in Izmir lebt und von ihrer Oma gebeten wird, nach Kreta zu reisen, um dort ihr altes Teegeschirr wiederzuholen. Die alte Dame musste aufgrund der politischen Umstrukturierung vor vielen Jahren ihre Heimat verlassen. Das Buch erzählt spielerisch, dass Menschen manchmal nicht selbst entscheiden können, wo sie leben möchten. Es erzählt aber auch von Versprechen und Vertrauen, denn das Mädchen holt die Teekanne in Kreta bei einer Familie ab, die diese fast zwanzig Jahre für ihre Großmutter aufbewahrte. Das Buch ist zweisprachig geschrieben, und Abay wird nicht nur vorlesen, sondern es wird auch ein Bilderbuchkino dazu geben.
Thomas Weiler – Frossja Furchtlos
Der dritte Gast in der Mediothek ist Thomas Weiler. Er ist zwar auch Autor, aber in diesem Fall als Übersetzer eingeladen und stellt das Buch „Frossja Furchtlos“, das vom namhaften russischen Kinderbuchautor Autor Stanislaw Wostokow verfasst wurde, vor. Weiler gibt einen Einblick in die Geschichte, erklärt aber auch, wie er als Übersetzer arbeitet.
Aygen-Sibel Çelik – Sinan und Felix – Mein Freund Arkadaşım
Aygen-Sibel Çelik kommt aus Düsseldorf zu Besuch. In der Türkei geboren lebt die Autorin seit sie zwei Jahre alt ist in Deutschland. In ihrem Buch „Sinan und Felix – Mein Freund Arkadaşım“ erzählt sie die Geschichte von zwei Jungen, die dicke Freunde sind. Irgendwann kommt ein türkischer Junge dazu, der gemeinsam mit Sinan nur noch Türkisch spricht. Felix fühlt sich ausgegrenzt und geht mit seinem Freund in den Austausch. Gottseidank weiß Sinan Rat und hat gute Tipps parat.
Schreibwerkstatt mit Çelik – Jetzt kostenfrei anmelden
Ist aufgrund der aktuellen Coronaschutzverordnung bisher nur geplant, Schulklassen zu den Lesungen des „Ohren ausgeklappt!“-Festivals zuzulassen, lädt die Düsseldorfer Autorin im Namen des Niederrheinischen Literaturhauses und der Mediothek alle interessierten Kinder und Jugendlichen zwischen zehn und 13 Jahren auch zu einem offenen Angebot ein. Am Donnerstag, den 16. September, findet ab 14 Uhr eine Schreibwerkstatt mit der Autorin im Literaturhaus an der Gutenbergstraße statt. Die Düsseldorferin bringt unterschiedliche Ideen und Schreibaufträge mit, die die Teilnehmer in ihrer Sprache umsetzen oder an denen sie kreativ weiterarbeiten können. Die Ergebnisse werden anschließend im Rahmen einer Ausstellung in der Mediothek präsentiert.
Niederrheinisches Literaturhaus nimmt vermehrt Kinder und Jugendliche in den Fokus
Alle Angebote im Rahmen des Festivals sind selbstverständlich kostenfrei. Marlene Jäger konnte dafür Gelder des Friedrich-Bödecker-Kreises akquirieren, der sich für die Leseförderung engagiert. Generell passt die Kooperation zwischen der Mediothek und dem Niederrheinischen Literaturhaus gut zur aktuellen Zeit, denn zukünftig möchte das Haus den Fokus noch weiter auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen legen. Ab dem nächsten Jahr ist ein angeleiteter, monatlicher Austausch für junge Schreiber zwischen 15 und 25 Jahren geplant. Ab August wird es zudem das „Südstadt Südstrand“-Projekt geben, das ebenfalls über Fördergelder finanziert wird. Rund um die Bürgerinitiative St. Josef werden Schreib- und Fotografie-Workshops für Jugendliche stattfinden. „Gerade die Pandemie hat uns in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen noch einmal zurückgeworfen“, beschreibt die Volontärin. „Wir können nicht genug Seilschaften knüpfen, die die Literaturförderung von Kindern und Jugendlichen stärken.“
Weitere Informationen zu den Angeboten des Niederrheinischen Literaturhauses findet ihr auf www.krefeld.de/literaturhaus oder bei Facebook. Weiter Informationen zur Mediothek gibt es online auf www.mediothek-krefeld.de oder ebenfalls bei Social Media.
Anmeldungen für die Schreibwerkstatt mit Aygen-Sibel Çelik am 16. September ab 14 Uhr für Kinder zwischen zehn und 13 Jahren per Mail an literaturhaus@krefeld.de.
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