Die Krefelder Innenstadt wird mit der Schaufenster-PUR zur Kunstgalerie

Krefelder Innenstadt wird zur Kunstgalerie

Über 20 Jahre war Krefeld Schauplatz der „größten Straßenmodenschau der Welt“, die jährlich hunderttausende Besucher in die Seidenstadt brachte. Danach hieß die wichtigste Modeveranstaltung des Jahres sechs Jahre lang „Krefeld PUR“ und wurde nicht mehr von der Stadt, sondern von der Werbegemeinschaft Krefeld, ausgerichtet. Im vorigen Jahr waren sich die Akteure einig, ein gutes Konzept entwickelt zu haben: Es gab eine mobile Bühne, mehr kompakte Modenschauen mit Profi-Models und viele neue Mitstreiter. An diesen Erfolg wollten die Krefelder Kaufleute 2020 gerne anknüpfen, und dann kam alles anders als geplant.

In Zeiten der Corona-Pandemie sind Großveranstaltungen wie Krefeld PUR nach wie vor nicht angesagt, Straßenmodenschauen mit hunderten von Zuschauern nicht erwünscht. Was also tun? Alles absagen? Der Krefelder Werbering fand eine Lösung, die den Wunsch, den Innenstadthandel zu unterstützen mit den Anforderungen des Infektionsschutzes in Einklang bringt. Ab dem Wochenende vom 5. und 6. September beginnt die Aktion „Krefelder Schaufenster PUR“ mit Pop-up-Kunstgalerien an vielen Punkten der Innenstadt. So wird die City temporär in einen vielseitigen Ausstellungsraum verwandelt. Dabei werden am Eröffnungswochenende viele Künstlerinnen und Künstler in den Ladenlokalen vor Ort sein und zum Austausch zur Verfügung stehen. Die Ausstellungen werden dann noch eine weitere Woche, bis zum 13. September, erhalten bleiben.
„Mit dieser Aktion möchten wir dazu animieren, die Schockstarre der vergangenen Monate zu verlassen und die Situation als Anreiz zu neuen Möglichkeiten zu sehen“, heißt es im Aufruf der Krefelder Kaufleute. Die Künstlerinnen und Künstler wurden gebeten, sich mit dem Thema „Postpandemische Reflexion“ auseinanderzusetzen. Die Fragen „Wie hat Corona unser Leben verändert? Was haben wir daraus gelernt? Welche Konsequenzen ziehen wir für die Zukunft?“, haben die Beteiligten zu kreativen Ideen inspiriert.
Nach aktuellem Stand nehmen 20 Kunstschaffende unterschiedlicher Disziplinen an der Aktion teil. Fünf davon möchten wir in dieser Ausgabe genauer vorstellen. Alle Teilnehmenden finden sich hier im Überblick:

 

 

 

Jari Banas: Bunte Bilder für eine bessere Welt
Karl Marx hätte es sich bestimmt nicht träumen lassen, dass sein Kapital einmal als Comic ge-zeichnet wird. Doch genau das tat der Krefelder Künstler Jari Banas anlässlich des 200. Geburtstags des deutschen Sozialphilosophen. In über 500 hintersinnig lustigen Zeichnungen setzte er die alten und immer noch aktuellen Probleme des Kapitalismus in Szene. Und das ist bei weitem nicht seine einzige politische Arbeit. Bereits in den 70er Jahren kreierte JARI mit der „Whylmaus“ Deutschlands ersten Öko-Comic. Denn neben sozialer Gerechtigkeit ist ihm Umweltschutz seit jeher ein Anliegen. Gerade erst im Mai 2020 wurde im Südbahnhof eine JARI-Ausstellung mit dem Titel „Ohne Wasser kein Leben“ eröffnet, in der er dazu aufruft, Wasser, Meere und Ozeane nachhaltig zu schützen.
Als Jari Pekka Cuypers wurde der Krefelder Künstler vor 70 Jahren in Finnland geboren. Aufgewachsen in Goch, absolvierte JARI eine Schlosserlehre, bevor er ab 1970 an der Werkkunstschule Krefeld Design studierte. Schon bald gab der junge Designer Comic-Kurse für Kinder und Jugendliche und beteiligte sich an Konzeption und Durchführung der Krefelder Ferienfreizeit „Spiel ohne Ranzen“. Im Rahmen der Aktion Krefelder Schaufenster PUR nimmt er mit einer Comic-Installation Teil, die im Schaufenster der Buchhandelsgeschäfts Thalia auf der Hochstraße ausgestellt wird.

JARIS ATELIER | Jari Banas,
Martinstraße 185, 47805 Krefeld,
Telefon: 02151-313385, www.jaricomic.de

 


 

Elena Erassmy: Licht, Formen, Farben
Lichte Farbtöne auf großen Formaten! Elena Erassmy liebt das Malen mit Acrylfarben und Pastellkreiden. Ihre Motive sind abstrakt, modern und zeitgenössisch und zeugen von ihrer Leidenschaft für Formen, Farben und Strukturen. Die Bildergebnisse sind abgerundet und harmonisch, bunt aber nicht zu laut, mit dem Ziel, sich perfekt in ihren Wirkungsraum zu integrieren und eine schöne Atmosphäre zu erzeugen.
Zur künstlerischen Betrachtung der Welt kam die heute 32-Jährige bereits während ihrer Schulzeit, sodass sie bewusst Kunst als eines ihrer Abiturfächer wählte. Beruflich zog es die gebürtige Rheinländerin schnell in Richtung Fotografie, die sie auch heute noch mit einem eigenen Studio in Krefeld ausübt.
An der Schaufensteraktion Krefeld PUR beteiligt sich die junge Künstlerin mit einer vielseitigen Bilderreihe im Schaufenster von Marco Polo an der Königstraße. Weitere lichtvolle Kreationen können Interessierte in ihrem Atelier entdecken. Wer sein Wunschbild dort nicht findet, kann bei der Krefelder Künstlerin ein individuell auf die eigenen Wünsche und Vorstellungen abgestimmtes Kunstwerk in Auftrag geben.

Elena Erassmy, Oberdießemer Straße 105, 47805 Krefeld,
Telefon: 0176 41415791, elena.erassmy@gmx.de, www.elenaerassmy.de

 


 

LICHTHALLE – Raum für Fotografie: Easy living mit Tiefgang
In der LICHTHALLE ist die Welt ein freundlicher Ort – in den Räumen an der Oppumer Straße genauso wie auf den hier kreierten Fotos. Wie ein kleiner Tempel wirkt das hellgrau gestrichene Gebäude, dessen lichte Farbgebung sich im strahlend weißen Inneren fortsetzt. Hier ist ein cooles Loft mit überschaubaren Dimensionen entstanden. Wer die Räume betritt, bekommt gleich ein Gefühl für den LICHTHALLE-Bildstil. Und das, ohne ein einziges Produkt der drei hier beheimateten Fotografinnen – Elena Erassmy, Gründerin des Fotostudios, und ihrer Kolleginnen Alla Regier und Annika Scholz – gesehen zu haben.
Beim LICHTHALLE-Stil geht es vor allem darum, Menschen zu fotografieren, so wie sie eben sind. Viel Weiß, natürliches Licht und helle Farben sind das Markenzeichen der Krefelder Fotografinnen. Ob Hochzeit, Babybauch-, Kinder- oder Familienfotos – stets wirken die Motive luftig und sympathisch: „Easy living mit Tiefgang“. Für „Krefelder Schaufenster PUR“ wird sich das LICHTHALLE-Team etwas stärker als sonst in die Welt der bunten Farben wagen. Unter dem Motto: „Gibt dir das Leben eine Zitrone, mach Limonade draus!“ werden lebendige Portraits von Kindern erstellt, wie sie in eine Zitrone beißen. Das verspricht viel gute Laune und Spaß für die Betrachter.

LICHTHALLE-Raum für Fotografie, Oppumer Straße 9, 47799 Krefeld,
Telefon: 02151-931 58 52, kontakt@lichthalle-krefeld.de, www.lichthalle-krefeld.de

 


 

Marion Schulz-Staufenbiel: Wiedererkennbare Orte
In ihrer Kunst nimmt sie gerne Bezug zu realen Orten. Betrachter sollen den Ort des Geschehens wiedererkennen. Dabei sind ihre Bilder, Skulpturen oder Grafiken nicht unbedingt gegenständlich, zeichnen sich aber durch einen hohen Authentizitätsgrad aus. Gut illustriert wird diese Philosophie durch Marion Schulz-Staufenbiels Kunstprojekt „Rhenus Pater-Treibgut“, dass sie 2019 im Rahmen der Uerdinger Rhine Side Gallery schuf. Dabei sammelte sie mit Unterstützung Uerdinger Bürger Treibgut wie Holzbretter, Glas und Kunststoffstücke. Daraus entstand mit Hilfe eines Bootsbauers eine Installation, die an ein Ruderboot auf dem Rhein erinnert. Für Schulz-Staufenbiel symbolisiert ihr Boot den Rhein als große Verkehrsader, der zugleich vielfältige Materialien mitführt und wieder an die Ufer abgibt.
Marion Schulz-Staufenbiel freut sich immer wieder, am Rhein arbeiten zu dürfen, der so nahe an ihrem Wohnort Gellep-Stratum vorbeifließt. Ihre Arbeiten beziehen sich aber ebenso auf andere Orte, wie die Duisburger Stahlindustrie oder Menschen und Häuser in Venedig. Die Werke der Künstlerin wurden bereits an unterschiedlichsten Orten in Deutschland und Europa ausgestellt – und haben ihren Platz in privaten und öffentlichen Sammlungen gefunden. Im Rahmen von Krefelder Schaufenster PUR werden ihre Skulpturen im ehemaligen REMEMBER Store im Behnischhaus (Eingang B) zu sehen sein.

Marion Schulz-Staufenbiel, Nierster Straße 6, 47809 Krefeld,
schulzstaufenbielart@mac.com, www.schulz-staufenbiel-art.com

 


 

Stefanie Keppler: Kunst ist mein sicherer Ort
„Ich wünsche jedem Menschen und jeder Kreatur, ihren ‚Safe Place‘ zu finden. Das ist der Gedanke, der mich während meiner Arbeit leitet“, erklärt Stefanie Keppler. In Phasen großer Unsicherheit ist dies ein höchst zeitgemäßer Wunsch. Keppler selbst hat diesen sicheren Ort Zeit ihres Lebens in der Kunst gefunden: Sie zu schaffen, zu erwerben und zu betrachten, war und ist ihr zentraler Lebensinhalt. „Es gibt in meinem Leben bisher keine Phase, in der mich der Wunsch, künstlerisch tätig zu sein, verlassen hat“, stellt sie mit Nachdruck fest und ergänzt: „Kunst und Leben gehören für mich untrennbar zusammen.“
In ihren eigenen Kreationen findet die Suche nach dem sicheren Ort zum Teil auf paradoxe Weise statt, indem sie gläserne Objekte entwirft, die aufgrund ihrer Fragilität dringend nach Schutz rufen. In ihrer Malerei schafft sie organisch wirkende Gebilde, die teils an fein getuschte asiatische Miniaturen erinnern und in starkem Kontrast zu gewaltig wirkenden Farbflächen stehen. An Krefelder Schaufenster PUR beteiligt sich Stefanie Keppler mit einem Bild, das bei Marc´O Polo an der Königstraße ausgestellt wird.
Neben ihrer Kunst betrieb Stefanie Keppler 15 Jahre lang eine Werbeagentur und war Gründerin und Gesellschafterin des Design-Labels REMEMBER. Im kommenden Jahr stellt sie Ihre Arbeiten in der Düsseldorfer Galerie Lausberg in einer Einzelausstellung aus.

Stefanie Keppler, Wilhelmshofallee 74,
47800 Krefeld, Telefon: 02151-502948,
st.keppler@t-online.de, www.stefaniekeppler.de

 

 


 

Über den/die Autor/in: Michael Otterbein

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Tags: , , , 0 Kommentare on City-Galerie – Krefelder Innenstadt wird zur KunstgalerieVeröffentlicht am: 26. August 2020Zuletzt bearbeitet: 16. Februar 20231438 WörterGesamte Aufrufe: 330Tägliche Aufrufe: 17,5 Minuten Lesezeit

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