Kolumnistin Fr. Prof. Ute Büchter-Römer teilt ihre Gedanken zum Dichter Heinrich Heine.

„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht!“

Da schreibt jemand, der sein Land, seine Heimat liebt. Heinrich Heine erlebt und leidet an der Zensur, alles was veröffentlicht wird, unterliegt der Vor-Aufsicht, die gestattet oder ablehnt. Auch Heines Dichtungen werden verboten und so wählt er Paris als Lebensort. Ihn treibt die Sorge um. Die Sorge um die Menschen, um seine Mutter, denn sie könne sterben, ohne dass er sie wiedergesehen hat.

Doch reist er zurück in seine Heimat. In „Deutschland – Ein Wintermärchen“ sind ironische Betrachtungen seiner Reise neben kaum verborgenen Liebenserklärungen zu lesen. Als er an die Grenze kommt, wird sein Koffer von den „preußischen Douaniers visitieret“, denn man sucht verbotene Bücher. Sein Kommentar: „Ihr Toren, die ihr im Koffer sucht! Hier werdet ihr nichts entdecken, die Kontrebande, die mit mir reist, die hab ich im Kopfe stecken“ und: „Mein Kopf ist ein zwitscherndes Vogelnest von konfiszierlichen Büchern.“ Der Ironiker entpuppt sich aber immer wieder als romantischer, als sehnsuchtserfüllter Mensch.

In der „Dichterliebe“ zum Beispiel, werden seine Gefühle für die „Liebste“ in vielen Varianten deutlich. Er betrachtet die „Madonna“ im Dom zu Köln und dichtet: „Es schweben Blumen und Englein um unsre liebe Frau; die Augen, die Lippen, die Wänglein, die gleichen der Liebsten genau“. Und an anderer Stelle: „Wenn ich mich lehn an deine Brust, kommt’s über mich wie Himmelslust; doch wenn du sprichst: Ich liebe dich!, so muss ich weinen bitterlich.“

Seine Ironie zerstört nicht, seine Distanz verweist auf eine Realität, die er nicht zu akzeptieren bereit ist. Sein Freiheitswille treibt ihn an, es ist die Freiheit, die er für Europa ersehnt: „Die Jungfer Europa ist verlobt mit dem schönen Geniusse der Freiheit, sie liegen einander im Arm, sie schwelgen im ersten Kusse.“ Und noch etwas. Heine misstraut den Herrschenden, denen, die das „Volk einlullen“: „Ich kenne die Weise, ich kenne den Text, ich kenne die Herren Verfasser; ich weiß, sie tranken heimlich Wein und predigten öffentlich Wasser“.

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Tags: , 0 Kommentare on Prof. Dr. Ute Büchter-Römer: Heinrich Heine in seinen „Nachtgedanken.“Veröffentlicht am: 31. Mai 2023Zuletzt bearbeitet: 31. Mai 2023344 WörterGesamte Aufrufe: 328Tägliche Aufrufe: 11,7 Minuten Lesezeit

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