Deutschlands größtes „Umsonst- und Draußen-Festival“ für Folk- und Weltmusik

Michael Otterbein

Am 4. August startet das 44. Internationale Krefelder Folklorefest. Eigentlich müsste es schon das 46. sein. Aber die Corona-Pandemie hat die Veranstalter zu einer zweijährigen Pause gezwungen. Das Krefelder Event ist Deutschlands größtes „Umsonst- und Draußen Festival“ für Folk- und Weltmusik – mit rund einer halben Million Gästen in über 40 Jahren. Seit mehr als einer Generation ist das Folklorefest die Sommerparty für Krefeld und Umgebung. Hier trifft man sich. Hier hat man Spaß, tanzt, singt, isst, trinkt und hört Musik, die man so nicht überall zu hören bekommt. Für viele Krefelderinnen und Krefelder ist es ein fester Termin im Kalender – und nicht wenige, die irgendwann mal vom Niederrhein weggezogen sind, kommen zum Folklorefest zurück in die alte Heimat.

Pure Lebensfreude auf der Bühne

Wer das Folklorefest bisher nicht kennt, sollte sich die Videos auf der Homepage ansehen, um einen Eindruck von der hier zelebrierten Lebensfreude zu bekommen. Auch wenn das Publikum die Sprache der Bühnenakteure – sei es Ungarisch, Schwedisch oder Arabisch – manchmal nicht versteht, überträgt sich die Lust an Spiel und Musik in Windeseile auf die Menschenmenge. Ein Blick in die „Hall of Fame“ des Folklorefestes zeigt, aus welchen Winkeln der Welt schon Bands nach Krefeld gekommen sind, und einige davon bereits mehrfach. Eine schöne Ergänzung des musikalischen Geschehens sind die Essensstände mit Leckereien aus unterschiedlichen Weltgegenden, von Portugal über Indien bis Südamerika. Alles in allem einfach ein Fest für die Sinne. Eine Institution, die aus Krefeld kaum wegzudenken ist.

Dieses Jahr ist das Folklorefest so gut wie gesichert

Dank der großzügigen Unterstützung der Stadt Krefeld sieht es dieses Jahr trotz Einnahmerückgängen gut aus für das Folklorefest. Dass das Undenkbare irgendwann doch eintreten könnte, hängt leider trotzdem wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Folklorefest-Macher. Denn das Prinzip „Umsonst und Draußen“, das einen guten Teil des Festival-Charmes ausmacht, könnte ihm zugleich ein ungewolltes Ende bescheren. Die allgemeine Kostensteigerung macht natürlich auch vor ehrenamtlich gemanagten Open-Air-Veranstaltungen nicht halt. Und hier können gestiegene Preise für Energie, Lebensmittel und Dienstleistungen nur begrenzt an die Zuschauerinnen und Zuschauer weitergegeben werden. Kommen dazu noch zwei Jahre, in denen keine Rücklagen gebildet werden konnten, kann so eine Krise existenziell werden.

„Aufgrund des großen Rückhalts bei vielen Krefelderinnen und Krefelder und der großzügigen Unterstützung durch die Stadt sind wir optimistisch für unser ‚Baby‘. Trotzdem ist die Finanzierung oft eine knappe Sache“, erklärt Folklorefest-Geschäftsführer Jordi Preußer. „Unser Festival hat ein Volumen von etwa 100.000 Euro. Da kann schnell mal ein fünfstelliger Betrag fehlen, wenn es nicht optimal läuft.“

Wir haben im Team einen unglaublichen Spirit. Das kann man kaum erklären. Am besten ist, einmal selbst dabei zu sein!

Mehr Ehrenamt, mehr Sponsoren

Da die Initiatoren des Folklorefests nicht nur von staatlichen Fördertöpfen abhängig sein wollen, haben sie sich bereits Gedanken über den Weg aus dem Finanzloch gemacht, leider aber noch kein „Patentrezept“ gefunden. Eine Maßnahme, die Erhöhung des Bierpreises, führte 2022 zu geteilten Reaktionen. Wobei erschwerend hinzukam, dass die umliegenden Gastronomen die Preiserhöhung nur zum Teil mittrugen. So bleiben als Strategie vor allem eine verstärkte Gewinnung ehrenamtlicher Helfer, um dadurch Kosten für bezahlte Dienstleister zu reduzieren, und das Überzeugen weiterer Sponsoren.

Schon ein paar Stunden Arbeit sind viel Wert

Eine wichtige Maßnahme des Folklorefest-Vorstandes ist die Verringerung von Einstiegshürden für ehrenamtliches Engagement. So wurden Pools für einzelne Aufgabenbereiche wie Marketing, Programm, Service oder Backstage gebildet, in denen man sich auch mit kleinen Teilaufgaben einbringen kann, und dafür auch kein Mitglied des Vereins werden muss. „Auch wenn jemand wenig Zeit hat und sich vielleicht nur um den Druck der Flyer kümmert, oder den WC-Wagen bestellt, ist das eine große Hilfe für uns, betont Michael Spatz, der sich als Projektcoach für das Festival engagiert. „Wir benötigen vor allem noch Unterstützung für die organisatorischen Aufgaben während des gesamten Jahres. 2022 hatten wir eine Aktion ‚Mitmachen‘ gestartet, für die wir über die verschiedensten Wege geworben haben. Das hat gut geklappt. Es haben sich wirklich eine Menge Menschen gemeldet. Wir würden uns sehr freuen, wenn das dieses Jahr auch wieder funktioniert. Dafür bekommst du natürlich kein Geld, aber du kannst dir nachher sagen, dass du dabei mitgeholfen hast, das schönste Sommerfestival der Stadt zu organisieren. Wir haben im Team einen unglaublichen Spirit. Das kann man kaum erklären. Am besten ist, einmal selbst dabei zu sein!“

Kultur ist ein wichtiger Standortfaktor

Mehr Überzeugungsarbeit wollen die Folklorefest-Aktivisten auch bei potenziellen Spendern leisten. In der Sponsorenliste des Festivals tauchen zwar schon einige bekannte Krefelder Unternehmen auf, aber die Beteiligung lässt sich noch deutlich ausbauen. „Eines unser wichtigsten Argumente ist, dass Krefeld auch als Wirtschaftsstandort gewinnt, wenn es hier ein reiches Kulturleben gibt“, sagt Jordi Preußer und fügt hinzu: „In eine kulturell tote Stadt kommen auch keine hochqualifizierten Fachkräfte. Dabei müssen Sponsoren nicht immer große Beträge geben. Jede Spende, und seien es nur ein paar Euro, ist willkommen und ein wichtiger Beitrag für unser Folkorefest.“

Ende März wird das neue Programm vorgestellt

Unabhängig von offenen Personal- und Finanzfragen hat das Folklorefest-Team wieder ein tolles Programm zusammengestellt, das im Jahr des Stadtjubiläums auch auf einer zusätzlichen Bühne vor dem Schwanenmarkt stattfinden soll. Wer 2023 auftritt, wird bei der Pressekonferenz am 30. März bekanntgegeben.

Michael Otterbein

Über den/die Autor/in: Michael Otterbein

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Tags: , , , , 0 Kommentare on Die Zukunft des Folklorefests sichernVeröffentlicht am: 13. März 2023Zuletzt bearbeitet: 14. März 2023957 WörterGesamte Aufrufe: 664Tägliche Aufrufe: 15 Minuten Lesezeit

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