Jessica Wolf und Kristina Mohr zeigen in ihrem ersten Kochbuch, wie man Knollen, Kohl und Co. zum Protagonisten auf dem Teller macht.

Wir alle kennen diese Mails: Ein vermeintlich bekanntes Unternehmen eröffnet uns, eine unverhoffte Zahlung erhalten oder bei irgendeinem großen Gewinnspiel gewonnen zu haben. Zu schön, um wahr zu sein – und das ist es dann auch nicht. Als bei Jessica Wolf und Kristina Mohr eines Morgens eine neue Nachricht im Mailpostfach aufploppte, wäre auch diese fast als Spamverdacht in den Papierkorb gewandert. Absender: Verlag Gräfer und Unzer, kurz GU. Anliegen: Kochbuchanfrage. Glücklicherweise haben Kristina und Jessi sich nach kurzem Augenreiben noch mal vergewissert, ob Gräfer und Unzer wirklich der GU Verlag, einer der größten Kochbuchverlage Deutschlands, und der Betreff wirklich ernst gemeint waren. Antwort: Ja!

So schnell kann ein Traum in Erfüllung gehen – zumindest, wenn man so fleißig und begeistert arbeitet wie die beiden Krefelder Gastronominnen. Nicht nur haben Kristina und Jessi über die letzten Jahre ein erfolgreiches veganes Restaurant aufgebaut, eine eigene Kochschule gegründet, während Corona einen To go-Service angeboten und ihre Räumlichkeiten ausgebaut, sondern obendrein auch noch das Finale des Deutschen Gastro-Gründerpreises 2021 erreicht. Und so sind sie auch auf dem Radar des GU Verlags aufgetaucht.

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Jessica Wolf und Kristina Mohr leiten gemeinsam das vegane Restaurant Fette Beete. Mit der Anfrage des GU Verlags, ein eigenes Kochbuch zu kreieren, ist für die beiden Krefelderinnen ein Traum in Erfüllung gegangen

Motto: Veggie

Die Message des Kochbuchs stand schnell fest: Gemüse feiern! Und zwar möglichst viel verschiedenes in allen erdenklichen Verarbeitungsformen. „Es geht uns primär darum, Gemüse in seinen Facetten zu zeigen. Aber wir sprechen auch übers Gastgebersein, zeigen, wie man schön anrichtet und motivieren, regional einzukaufen“, erklärt Kristina. Während das fleißige Team den Cheffinnen den Rücken freihält, erarbeiten diese über viele Monate – unterbrochen durch Umbauten und Corona-Herausforderungen – ihr Erstlingswerk. Welche Gerichte sie ins Kochbuch packen wollten, hätten sie und Kristina schnell gewusst, erklärt Jessi: „Das Buch ist in Jahreszeiten aufgeteilt, und die Grundlage der Rezeptauswahl ist natürlich auch, was wir hier kochen, aber runtergebrochen auf einfachere Varianten für zu Hause. Das Wichtigste war uns, im Buch keinen Fleischersatz zu schaffen, sondern zu zeigen, dass das Gemüse eine Hauptrolle verdient hat. Deswegen gibt es kein pflanzliches Gulasch, keine vegane Bolognese oder sowas. Stattdessen wird etwas Neues kreiert.“

Dabei ist den beiden wichtig zu betonen, dass dieses „Neue“ nicht kompliziert sein muss. „Viele Leute haben Angst, dass vegane Ernährung grundsätzlich schwierig umzusetzen sei. Aber im Kern geht es darum, neue Gewohnheiten zu schaffen – dann ist veganes Kochen nicht mehr kompliziert. Das versuchen wir auch in unseren Kochkursen zu vermitteln, indem wir die Angst vor dem Ausprobieren nehmen. Unsere Devise lautet: ‚Versuch’s doch einfach mal‘“, sagt Kristina lächelnd. Eben diese Experimentierfreude, die auch im Restaurantalltag den Kochstil der beiden prägt, war eine der wenigen Hürden auf dem Weg zum fertigen Buch. „Wir kochen ja total intuitiv. Da war es gar nicht so einfach, Rezepte mit super konkreten Angaben zu schaffen, damit sie einfach nachkochbar sind“, lachen die Autorinnen.

Dresscode: Bunt

Von der Mairübe bis zum Rettich, von der Vorspeise bis zum Dessert, findet sich die gesamte Bandbreite des Gemüses im Buch wieder – und sicher wird der ein oder andere hier auch Vitaminlieferanten entdecken, die er noch nicht kennt. Die Zubereitungsformen sind sehr abwechslungsreich: mal klassisch, mal verspielt. Fans deftiger Speisen finden neuinterpretierte Hausmannskost wie Steckrübenschnitzel oder vegane Speckknödel. Besonders spannend sind unkonventionelle Gerichte wie Heidelbeerspaghetti oder Gurkensorbet auf MöhrenCrème. Und sogar die Sidekicks der Gemüsewelt, die sonst hinter anderen Feldfrüchten zurückbleiben oder als Geschmacksverstärker in versteckter Form verarbeitet werden, erhalten im Buch der beiden Köchinnen ihren großen Auftritt. Zum Beispiel die Schwarzwurzel oder die Zwiebel. „Wir verraten übrigens auch einen Klassiker aus unserem Restaurant: der frittierte Rosenkohl steht auch im Buch“, sagt Jessi augenzwinkernd.

Auf den farbenfrohen Bildern, die die Rezepte begleiten, werden übrigens die echten Gerichte gezeigt, so wie sie aussehen, das war den beiden Autorinnen wichtig. Fotograf Lars Walther hat ganz ohne Tricksereien gearbeitet – was heutzutage unüblich ist in der Lebensmittelindustrie und im Kochbuchbereich. Dabei sieht „natürlich“ unverschämt lecker aus. Wer braucht schon Silikon-Gels und Plastik-Kartoffeln, wenn man das knallige Magenta echter Rote Bete-Crème, das leuchtende Grün frischer Bärlauchsuppe oder das appetitliche Knusperbraun frittierter Blumenkohlwings bewundern kann?

Beinahe meint man beim Blättern, den Duft der Gerichte in der Nase zu haben. Schade, dass man die Buchseiten nicht essen kann. Obwohl: Das wäre eigentlich auch zu schade – lieber regelmäßig aufschlagen und eine Gemüseparty am eigenen Herd starten. Wer sehr hungrig ist, findet übrigens auch Rezepte unter 30 Minuten Zubereitungszeit – für einen gemüselosen Alltag gibt es jetzt also auch keine Ausreden mehr.

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Über den/die Autor/in: Esther Jansen

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Tags: , , , 0 Kommentare on Gemüse feiern!Veröffentlicht am: 10. März 2023Zuletzt bearbeitet: 22. Mai 2023801 WörterGesamte Aufrufe: 819Tägliche Aufrufe: 14,2 Minuten Lesezeit

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