Neben einer wachsenden Auswahl an lokalen Drink- und Food-Angeboten gibt es in der urbanen Kulisse stimmige Beats auf die Ohren. Doch wer bei Eäte.Drenke.Danze nur an essen, trinken und tanzen denkt, sollte das 14-köpfige Team dringend genauer unter die Lupe nehmen. Denn ihnen geht es um mehr als Freizeitspaß – auch wenn damit oft alles anfängt. Gründungsmitglied Jonas Eiker, 25, spricht mit uns über Idee, Ziele und Motivation des Kollektivs.
Was seid ihr für eine Truppe und mit welcher Motivation habt ihr euch zusammengefunden?
Mein Freund Tim Hoppe und ich haben im letzten Herbst beschlossen, dass hier in Krefeld mal was passieren muss. Der Leerstand, die Tatsache, dass die Stadt nicht einladend wirkt und es so wenige Aktionen im öffentlichen Raum gibt, haben uns zu denken gegeben. Also haben wir uns Leute gesucht, die hier vernetzt sind, die einen Namen haben und in verschiedenen Bereichen Erfahrung haben, um gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Viel Verantwortung tragen dabei Yurika Heyer, Tim Hoppe, Lea Wolf, Dominik Schramm und ich, ergänzt von unserem tollen Team, bestehend aus Simon Erath, Christoph Lemke, Simon Arens, Mark Lichtmann, Dominik Burtschell, Carsten Göldner, Chris Hillus, Michi Fedder und aus der Ferne Johannes Floehr.
Was genau wollt ihr?
Wir wollen eine langfristige Belebung der Innenstadt und ein Umdenken schaffen, was den öffentlichen Raum betrifft. Für junge Leute ist Krefeld so, wie es ist, nicht attraktiv. Das möchten wir ändern und dafür sorgen, dass junge Menschen auch mehr Input in die Innenstadt bringen.
Kannst du das konkretisieren? Belebung kann ja unterschiedlich aussehen.
Innenstädte sind keine reinen Shopping-Ziele mehr, sie brauchen Aufenthaltsqualität für Menschen, die hier wohnen, sollten aber auch als Treffpunkt für Menschen dienen, die ihre Freizeit verbringen möchten. In anderen Städten klappt das schon sehr gut. Ein konkretes Beispiel in Krefeld wäre der Kaufhof. Das könnte jetzt mit einem multifunktionalen Nutzungskonzept ein Vorzeigeprojekt auf dem Weg zu einer zeitgemäßen Innenstadt werden…
Wo seht ihr die Verantwortung für diese Situation?
Wir sehen schon eine Mitverantwortung in der Bürgerschaft, aber die Voraussetzungen dafür, was man als Bürger erreichen kann, schafft die Politik. Und da sieht es beispielsweise im Bereich Gastronomie nicht so besonders gut aus. Es muss den Leuten leichter gemacht werden, hier etwas zu tun. Wenn entsprechende Möglichkeiten geschaffen werden, muss es aber auch Leute geben, die dort ansetzen. Wir sind da eine Art Schnittstelle. Schaffen Möglichkeiten zur Beteiligung, indem wir zum Beispiel einen Verein gründen werden, der ab kommendem Jahr die Mitwirkung an unseren Projekten ermöglicht, sind aber auch mit der Politik und Verwaltung im Austausch.
Warum fangt ihr auf dieser Ebene – Essen, Trinken und Tanzen – an? Euer Ziel ist ja eigentlich Stadtentwicklung, oder?
Ja, das geht schon in die Stadtentwicklung. Wir wollen Visionen mitteilen und einen Austausch anregen. Aber in erster Instanz versuchen wir erst einmal, Motivation durch Events im öffentlichen Raum zu schaffen und eine Online-Eventplattform zu etablieren, damit das, was in Krefeld schon gut läuft, auch wahrgenommen wird. Viele tolle Angebote haben viel zu wenig Öffentlichkeit.
Die erste Auflage von EDD ist mit dem dritten Spätmarkt am 8. September bald vorbei – was passiert dann?
Es wird noch eine Veranstaltung im Herbst geben. Im nächsten Jahr wollen wir weitermachen, auch mit neuen Konzepten. Gerade beschäftigen wir uns mit einfachen Freizeitangeboten und Eventreihen, die sich in anderen Städten etabliert haben und schauen, wie man die für Krefeld übernehmen kann.
Euer Projekt ist aus einer Unzufriedenheit entstanden. Aber man startet so ein großes Projekt ja nicht für eine Sache, die man nicht mag. Was liebt ihr an Krefeld, das euch zu all der Arbeit motiviert?
Die persönliche Verbindung. Das Zuhause-Gefühl können einem andere Städte nicht geben. Und dieses Zuhause möchten wir pflegen. Es wäre doch schön, wenn junge Menschen nicht mehr diesen Drang hätten, unbedingt aus Krefeld wegzumüssen, sobald sie mit der Schule fertig sind, sondern vorhandene Qualitäten in der eigenen Stadt einbringen.
Wo liegen die größten ungenutzten Potenziale, eurer Meinung nach?
Die Hochschule und die Innenstadt sind viel zu weit voneinander getrennt, dabei könnte und sollte da eine viel stärkere Verbindung bestehen. Die Studierenden sind hier in der Stadt praktisch unsichtbar und werden nicht abgeholt. Erste Bemühungen gibt es ja schon, durch die HSNR-Stelle im Behnischhaus, aber da muss unserer Ansicht nach noch mehr passieren. Und meine persönliche Utopie ist, dass der Westwall zur Gastromeile wird.
Vielen Dank für das Gespräch!
8. September 2023, 17 – 22 Uhr,
Platz der Wiedervereinigung, Krefeld
mehr kredo, mehr lesen – weitere interessante Inhalte
Zum stöbern
Ein zufälliger Beitrag aus unserem Fundus: