PETER-MICHAEL FRIEDRICHS FEIERT 50-JÄHRIGES AMNESTY-INTERNATIONAL-JUBILÄUM

Sarah Weber

Rund 28,8 Millionen Menschen tun es regelmäßig, so das Ergebnis der 5. deutschen Freiwilligensurvey, die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag gibt: Sie bekleiden ein Ehrenamt. Die einen engagieren sich als Trainer:innen in Sportvereinen, andere gehen mit Seniorinnen und Senioren spazieren und wieder andere lesen Kindern vor. Und dann gibt es Menschen wie Peter Michael Friedrichs. Er setzt sich seit 50 Jahren dafür ein, dass jeder Mensch die gleichen Rechte hat.

Alles begann mit einem kleinen Infostand am Neumarkt. Dem damals 22-Jährigen hat es imponiert, wie die jungen Menschen, die dort standen, sich vehement gegen die Todesstrafe einsetzten und ihre Mitbürger darüber informierten: „Ich bin direkt mit ihnen ins Gespräch gekommen und habe im Anschluss die Krefelder Amnesty International Gruppe besucht“, erzählt Friedrichs. Schon früh habe er gelernt, seine eigene Meinung zu sagen und Dinge zu hinterfragen: „Meine Mutter hat mich sehr offen erzogen, und die Sicht auf menschenrechtliche Themen wurde mir eingepflanzt. Ich wollte nicht nur konsumieren, sondern meine Stimme erheben.“

Der gelernte Ingenieur merkt Anfang der 70er Jahre, dass er „nicht nur an Maschinen, sondern mit Menschen“ arbeiten will. Deshalb zieht er für ein Mathematik- und Informatikstudium nach Paderborn, um im Anschluss an Schulen zu lehren: „In Paderborn habe ich als Erstes das Telefonbuch geholt und die Nummer der Amnesty International Gruppe vor Ort herausgesucht“, erinnert er sich. So findet Friedrichs nicht nur schnell Anschluss in der neuen Stadt, sondern engagiert sich auch dort weiter. Mit Beginn seiner Lehrlaufbahn kann der Krefelder sein Engagement an junge Menschen vermitteln. Ein Impuls, der dem heute 72-Jährigen enorm wichtig ist: „Ich habe meine Lehrtätigkeit immer genutzt, um nicht nur Mathe und Informatik an meine Schüler:innen weiterzugeben, sondern sie auch auf die Menschenrechte aufmerksam zu machen.“ Egal ob an Projekttagen oder innerhalb von AGs: Friedrichs bezieht die Aufgabe, der sich Amnesty International verschrieben hat, immer mit in sein Lehren ein. „Menschenrechtserziehung muss sehr früh ansetzen“, findet er. „Am besten ist es, bereits Kinder für diese Themen zu begeistern.“ Der Krefelder weiß, wovon er spricht. 1983 brachte er das erste deutschsprachige Buch zur Menschenrechtserziehung heraus.

Malaktion an der Paul Gerhardt Grundschule

Auch nach seiner Lehrtätigkeit schult Friedrichs als Projektpate weiter Jugendliche zum Thema Menschenrechte. „Meine Zukunft ist unsere Jugend. Wir vergreisen in den Gruppen, deshalb ist es wichtig, dass wir mit den Themen bei den jungen Menschen ansetzen und sie davon überzeugen“, erklärt er. Sein langlebiger Einsatz für Amnesty zeigt sich auch in der Nachhaltigkeit, mit der er seine Arbeit verfolgt: „Wenn ich Projekte an Schulen mache, ist es mir wichtig, dort eine Kontaktperson zu haben, damit die Arbeit auch ohne mich weitergeht.“ Oftmals sei es ein einfacher Impuls, der die Schüler:innen zum Nachdenken bringe: „Was bedeutet es tolerant zu sein? Welche Werte hast du? All das sind Fragen, mit denen ich versuche, Gespräche anzuregen.“

Die Auseinandersetzung mit Menschenrechten sei nicht immer einfach. Manchmal sei der Begriff sperrig. „Dann schlage ich vor, dass ein Schüler zum Beispiel eine Person, die aus einem anderen Land kommt und neu in der Klasse ist, mit zu seinem Sportverein nehmen soll. Schon entstehen erste Kontakte und Hilfestellungen.“ Friedrichs schafft es, das Thema mit Leben zu füllen und aufzuzeigen, wie einfach es ist, sich zu engagieren.

Nach seiner Rückkehr an den Niederrhein hat er sich wieder der Krefelder Amnesty-Gruppe angeschlossen. Aktuell arbeitet er als Pate für das Projekt „Schule ohne Rassismus“ und „Toleranzräume“ und kann auch jederzeit dafür angefragt werden. In seiner 50-jährigen Tätigkeit hat der Krefelder schon einiges erreicht, doch ans Aufhören denkt er deshalb noch lange nicht: „Ich möchte kleine Impulse setzen, aus denen dann etwas Großes wachsen kann.“ Und das wird er mit Sicherheit auch noch viele weitere Jahre machen!

Sarah Weber

Über den/die Autor/in: Sarah Weber

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Tags: , , , 0 Kommentare on Im Kampf für MenschenrechteVeröffentlicht am: 20. September 2023Zuletzt bearbeitet: 22. September 2023639 WörterGesamte Aufrufe: 690Tägliche Aufrufe: 13,2 Minuten Lesezeit

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