Im Projektjahr "Stadtkultur" widmet das Stadtmarketing seine Aufmerksamkeit der kreativen Auseinandersetzung mit Kiosk, Büdchen, Imbiss und Co.

Die großen Sehenswürdigkeiten einer Stadt – Schlösser, Burgen und Kirchen – mögen in Reiseführern einen wichtigen Platz einnehmen. Im Alltagsleben spielen andere Orte eine wichtigere Rolle. Dort, wo ich meinen Schokoriegel kaufe, meine Pommes esse oder meinen Lottoschein abgebe, wird deutlich mehr Lebensstoff abgespult als rund um die Touristen-Highlights. Da hier aber selten Spektakuläres passiert, nehmen Kioske, Imbisse und Co. im öffentlichen Bewusstsein meist keinen großen Raum ein. Klar erinnere ich mich an das „Büdchen“, bei dem ich als Kind immer meinen Lutscher bekommen habe. Klar halte ich auf dem Weg zur Arbeit auch heute noch oft an einer Tankstelle, um mir meine Zeitung zu kaufen. Aber das ist doch nichts Besonderes… oder?

Künstlerische Beschäftigung mit Alltagsorten

Das sehen die Initiatoren von „Krefelder Glamour Passion – vom Büdchen bis zur Tanke“ etwas anders: Im Themenjahr Stadtkultur möchte die Stadt Krefeld nämlich genau diese vermeintlich unspektakulären Orte in den Fokus nehmen. „Kioske, Imbisse, Tankstellen, Lottoshops, Zeitschriftenläden und Paketannahmestellen sind Alltagsorte, die spannenden Raum für kulturelle Auseinandersetzungen bieten und im Sinne der Stadtidentität eine zusätzliche Perspektive verdient haben“, beschreibt Stadtmarketingleiterin Claire Neidhardt ihre Intention. „Daher möchten wir 2021 Geschichten und Geschichtchen dieser Orte erfassen und in die Öffentlichkeit bringen! Mit dem Projekt rufen wir daher dazu auf, sich künstlerisch mit diesen Orten und den Menschen, die sie zu etwas Besonderem machen, auseinanderzusetzen.“

Malerei oder Videos, Theaterstücke, Lieder oder Podcasts

„Wir suchen Künstlerinnen und Künstler, die sich gerne kreativ mit den Orten der Alltagskultur beschäftigen wollen. Dabei freuen wir uns über alle Arten von Beiträgen, über Bilder auf Leinwand und auf Hauswänden, über Videos und Theaterstücke, über Lieder und Podcasts“, erklärt Stadtmitarbeiterin Anika Kern den Aufruf. Das kann eine ‚Ode an den Imbiss‘, eine Comic-Geschichte über das Lottospielen, ein schräger Tankstellenrap oder einfach nur ein Interview mit einem Kiosk-Besitzer sein. Wichtig ist, dass die Beiträge digitalisierbar sind, damit sie anschließend über eine App zugänglich gemacht werden können. Außerdem sollten sich die Kunstwerke wirklich mit dem Thema und einem konkreten Krefelder Ort auseinandersetzen. „Wir wollen nicht, dass jemand einfach Kunst aus der Schublade zieht, die nichts mit dem Gegenstand zu tun hat“, betont Anika Kern. „Da es eine Aktion für Krefeld ist, wollen wir auch Menschen aus der lokalen Kulturszene beauftragen.“ Eine weitere Voraussetzung für eine Veröffentlichung ist, dass die Personen, um die es geht, also Mieter*innen oder Eigentümer*innen der Betriebe, einverstanden sind.

Auch für alle, die gerne Geschichten über „ihr Büdchen“ erzählen

Neben den Kulturschaffenden sind auch alle Krefelder Kioskbesitzer*innen und Imbissbetreiber*innen sowie alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, ihren ganz persönlichen Beitrag zu leisten. „Wer erzählen möchte, wie seine Familie seit drei Generationen einen Zeitschriftenladen betreibt, oder wie Frau Müller seit 40 Jahren jeden Freitag pünktlich um 9 Uhr ihren Lottoschein abgibt, ist herzlich eingeladen, sich ebenfalls zu beteiligen. Das gleich gilt für alle, die gerne eine Geschichte über ‚ihr‘ Büdchen erzählen möchten“, erzählt Claire Neidhardt. „Wir freuen uns über alles, was hilft, eine wachsende Landkarte dieser Orte zu schaffen. Dadurch wollen wir die Menschen unserer Stadt auf eine besondere Reise schicken, um dort Neues zu entdecken.“ Die Beiträge werden bewusst in eine mobile App gestellt, die die Inhalte nur ausspielt, wenn man sich vor Ort befindet. Auf diese Weise werden die App-Nutzer angeregt, ihre Stadt wirklich zu begehen und nicht nur alles von der heimischen Couch aus anzuschauen. „Das kann ja auch Abwechslung in den vielleicht schon zur Gewohnheit gewordenen Stadtspaziergang bringen“, bemerkt die Stadtmarketing-Leiterin.

Im Projektjahr "Stadtkultur" widmet das Stadtmarketing seine Aufmerksamkeit der kreativen Auseinandersetzung mit Kiosk, Büdchen, Imbiss und Co.

Digitalisierung macht‘s möglich

Mit der Aktion will die Stadt Krefeld zugleich die Stadtkultur und Krefelder Künstlerinnen und Künstler fördern: Wer sich mit einem Kreativbeitrag beteiligt, erhält dafür ein Honorar zwischen 300 und 900 Euro, wenn die Teilnahmebedingungen erfüllt sind. Projektverantwortlich auf Seiten der Stadt ist Anika Kern. Künstlerisch begleitet wird das Projekt von der jungen Kommunikationsdesignerin Kim Schwerm, die sich bereits in ihrer Bachelor-Arbeit mit der Sichtbarmachung von städtischem Leben befasst hat – und es sehr spannend findet, alltägliche Orte wie Büdchen oder Tankstellen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken. „Die Beziehung zwischen Menschen und Räumen steht für mich immer im Fokus. Und gerade bei diesem ungewöhnlichen Ansatz, Stadtkultur zu interpretieren, freue ich mich auf kreative, neue Perspektiven“, beschreibt sie die Motivation ihrer Mitarbeit. Das Team freut sich auf eine vielseitige Beteiligung – die durch die Digitalisierung der Inhalte auch trotz Corona möglich sein wird.


Genaueres zu den Teilnahmebedingungen erfahrt ihr auf der Internetseite www.krefelder-perspektivwechsel.de unter der Projektrubrik „Krefelder Glamour Passion – Vom Büdchen bis zur Tanke“. Dort können sich interessierte Kreative direkt für ihr Projekt im Rahmen des Krefelder Perspektivwechsels registrieren. Ansprechpartnerin ist Anika Kern: anika.kern@krefeld.de, Telefon: 02151-861509

Über den/die Autor/in: Michael Otterbein

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Tags: , , , , , 0 Kommentare on Von Tante Emma zu Tante EssoVeröffentlicht am: 14. April 2021Zuletzt bearbeitet: 16. Februar 2023843 WörterGesamte Aufrufe: 735Tägliche Aufrufe: 14,4 Minuten Lesezeit

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