Wir befinden uns im Jahr 1958. Während gerade die jüngere Generation vom Wirtschaftswunder profitiert, herrscht hinter vielen Haustüren bei älteren Bürgern Armut und Hunger. Vor diesem Hintergrund wird der Verein für Haus- und Krankenpflege e.V. als ambulanter Pflegedienst gegründet und trifft auf dankbare Kunden. Der Zufall will es, dass die Vereinsvorsitzende während eines Englandaufenthalts nur drei Jahre später die so genannten ,meals on wheels‘ kennenlernt und diese Idee binnen kürzester Zeit auf ihre Heimatstadt überträgt. ,Essen auf Rädern‘ war geboren und begann nach angelsächsischem Vorbild seinen Siegeszug quer durch die Republik.
„Was heute ganz Deutschland kennt, ist ein echtes Krefelder Original“, erzählt Ulrich Kaltenmeier, geschäftsführender Vorstand des bis heute überaus aktiven Vereins. Das Ziel, möglichst viele Bedürftige möglichst schnell zu erreichen, führte rasch dazu, vom Zweirad auf die Auslieferung auf vier Rädern umzusteigen. „Heute sind unsere Autos mit Konvektomaten und Kühlschränken ausgestattet. Das bedeutet, dass die warmen Speisen erst auf dem Weg zum Kunden gegart werden und das, was kühl bleiben sollte, auch so bei den Menschen ankommt“, beschreibt die stellvertretende Geschäftsführerin Judith Meyer das besonders vitaminschonende Verfahren, dessen oberstes Gebot es ist, die Abnehmer der Menüs mit höchstmöglicher Qualität zu versorgen. „Hierzu gehört auch, dass wir auf Krefelder Stadtgebiet der einzige Anbieter sind, der auf weißem Porzellan zustellt. Denn zu einem guten Mahl gehört auch die Wertschätzung der Kunden und des Essens an sich“, weiß sie zu berichten. Schließlich isst einerseits das Auge bekanntlich mit, andererseits haben die überwiegend betagten Mitmenschen ein Leben lang von gutem Geschirr gespeist und sollten sich nun im Alter nicht mit Wegwerftellern begnügen müssen. „Auch im Sinne von Nachhaltigkeit und Umweltschonung legen wir Wert auf diesen Aspekt“, bekräftigt Judith Meyer.
Körperliche und geistige Gesundheit stehen im Fokus
Finanziert wird „Essen auf Rädern – das Original seit 1961“ – laut Ulrich Kaltenmeier zum größten Teil über spendenbasierte Subventionen: „Diesen Luxus verdanken wir vielen, denen es ein Anliegen ist, dass alte Menschen keinen Hunger leiden müssen, von Firmen, Stiftungen bis hin zu Privatpersonen.“ Der Verein sei darauf angewiesen, Hinweise aus dem Umfeld möglicher Kunden zu bekommen. „Den Mut, selbst hier anzurufen, bringen nicht alle auf. Vor drei Jahren ist es so geschehen, da hatte ich eine ältere Dame am Telefon, die mir kummervoll von ihrer Notlage erzählte. Gute zwanzig Minuten später war ich mit einem warmen Essen bei ihr, und auch ein Pate, der die Lieferkosten für sie übernimmt, war schnell gefunden“, erzählt Judith Meyer. Heute sei die Kundin wohl ernährt und erfreue sich bester Gesundheit. Damit fasst die stellvertretende Geschäftsführerin die Herzenssache des Vereins für Haus- und Krankenpflege e.V. zusammen: das körperliche und geistige Wohlergehen derjenigen, die nicht mehr in der Lage sind, in Gänze für sich selbst zu sorgen. Vor diesem Hintergrund wurde vor drei Jahren, zusätzlich zum ambulanten Pflegedienst, in dem rund 20 Mitarbeitende mit besonderer Expertise auf dem Gebiet der Fürsorge dementiell veränderter Menschen tätig sind, eine Tagespflege mit derselben Ausrichtung ins Leben gerufen. Nach zweijähriger Umbauphase zog diese in den Schütenhof inmitten von Bockum ein und hat dort Räumlichkeiten, die auf ideale Weise nach den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen her- und eingerichtet sind. „Nachdem wir über rund 60 Jahre kein ,Gesicht‘ hatten, sondern nur ein ,anonymes Büro‘, verbindet man uns heute mit dem historischen Gebäude, das einen markanten Wiedererkennungswert hat und nun auch unsere Geschäftsräume beherbergt“, beschreibt Ulrich Kaltenmeier.
Fördern und Fordern mit Vergnügen
Zwischen 17 und 20 Tagesgäste werden montags bis samstags betreut, auch unter Pandemiebedingungen, da man die Angehörigen größtmöglich entlasten wolle, erklärt der Geschäftsführer und fügt hinzu: „Der Tagesablauf und die Dinge, die wir mit den Demenzpatienten unternehmen, sind mit viel Hinwendung auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet: So werden kognitive und motorische Fähigkeiten beispielsweise durch Rechen- und Lesespiele oder Deko-Bastelarbeiten gleichermaßen gefördert und gefordert.“ Um den Gästen eine besonders lebenswerte Zeit zu bereiten, werden kleinere Ausflüge unternommen, und auch jeder Geburtstag wird gefeiert. „Unsere Hygienestandards sind enorm hoch, der Selbstschutz unseres 52-köpfigen Teams sowie der Schutz unserer Gäste hat oberste Priorität, weswegen wir bislang keinen Corona-Fall in unserer Einrichtung hatten“, betont Ulrich Kaltenmeier und ergänzt: „Wir freuen uns immer über neue Gäste und auf den engen Kontakt zu ihnen und ihren Familien. Jeder und jede ist willkommen und eine Bereicherung für alle!“
Krefelder Verein für Haus- und Krankenpflege e.V.
Uerdinger Straße 624, 47800 Krefeld
Telefon: 02151-839013
meyer@krefelder-pflegedienst.de
www.krefelder-pflegedienst.de
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