Philipp und Isabell Schnabel haben ihren Traum von einer gemeinsamen Gastronomie wahr werden lassen und kürzlich das Café Geschwisterherzen eröffnet.

Träumereien sind etwas Wunderbares. Wer Fantasie besitzt, kann sich stundenlang in den eigenen Kopf versenken, um dort Filme über die eigene Zukunft zu sehen. Am meisten Spaß machen selbstverständlich die Komödien, die Liebesfilme und die Erfolgsgeschichten, die der eigene Geist ersinnt. Ähnlich wie beim Verlassen des Kinos nach einem actiongeladenen Blockbuster schwindet das dabei entstandene Hochgefühl leider allzu schnell. Es sei denn, man entschließt sich, aus der ideellen Fiktion Realität zu machen – so wie Philipp und Isabell Schnabel es mit ihrem Traum vom eigenen Café getan haben.

Die Geschwister Schnabel gehören zusammen wie Kakaopulver und Milch, wie Brot und Käse – gemeinsam funktionieren sie am besten, bekräftigen die gegenseitigen Stärken. Seit dem Teenageralter sind die beiden im Doppelpack unterwegs, teilen Freundeskreis und Geheimnisse; verrückte Erfahrungen werden gemeinsam gemacht und ausgebadet. Mutter Gisela, die selbstständig ein Restaurant in Mönchengladbach leitete, ermunterte ihre Kinder stets zu eigenen Ideen. Mit dem Gedanken an ein eigenes Café liebäugeln Philipp und Isabell schon lange, und für beide stand immer fest, dass das ihr gemeinsames Projekt werden würde. Doch erst einmal widmen sie sich nach der Schule ihrer Ausbildung und sammeln Berufserfahrung. Während Philipps Weg ihn auf direktem Wege in die Gastronomiebranche führt – er absolviert eine Ausbildung zum Restaurantfachmann und Koch –, versucht sich Isabell erst einmal in der Sozialpädagogik und der Logopädie. Doch ihre Gedanken führen sie immer wieder durch die Tür eines kleinen, gemütlichen Ladens, in dem es guten Kaffee und kleine Köstlichkeiten gibt. Nach knapp zwei Jahren als Logopädin kündigt sie deshalb 2020 ihren Job. „Meine Arbeit war super, ich habe das gern gemacht, aber nicht gern genug“, resümiert Isabell.

Gekonnter Stilmix: Das Interieur des Cafés verbindet elegante, gemütliche und industrielle Elemente. Die große Mooswand haben die Geschwister selbst angelegt

Ein Traum nimmt echte Formen an

Aus einem wiederkehrenden „Sollen wir nicht mal“ sei dann, im Frühsommer 2020, ganz spontan ein „Wir machen das“ geworden, erzählen die Geschwister. Mitte Mai fiel die definitive Entscheidung, denn mit dem kleinen Ecklokal am Joseph-Beuys-Platz war Isabells Traum-Immobilie zu haben. „Ich habe vorher gesagt: Wenn diese Location frei ist, ist es Schicksal“, lacht die Mittzwanzigerin. So verlässt auch Philipp, der zu diesem Zeitpunkt noch für ein renommiertes Krefelder Restaurant arbeitet, seine Arbeitsstelle.

Ohne Hilfen oder eine Abfindung stecken die Geschwister sämtliche Rücklagen in das neue Projekt. Auch die Eltern unterstützen tatkräftig wie finanziell den Traum ihrer Kinder. Ein echtes „Family Business“ entsteht, in das jeder seine Stärken einbringt: Während Philipp in Sachen Kulinarik den Hut aufhat, vertraut der große Bruder seiner zwei Jahre jüngeren Schwester bei der Einrichtung des gemeinsamen Lokals. Die designaffine 26-Jährige hat einen freundlichen Gastraum geschaffen, der sich stilistisch gekonnt zwischen eleganter Antwerpener Weinlounge, gemütlichem Wohnzimmer und studentischem Szene-Bistro mit Industrial-Elementen bewegt. Die Wände schmücken neben diversen Kinderfotos der beiden Inhaber viele Pflanzen. Besonderes Highlight: Die selbstgemachte Mooswand, auf der in knallpinken Neonlettern der Name des Cafés prangt.

Das Café für die ganze Familie

„Mama hat immer gesagt: ‚Den Mutigen gehört die Welt‘. Deswegen stand die auch voll hinter uns.“

Ein ausgeprägter Familiensinn ist die Basis, auf der das Leben der beiden Geschwister aufbaut. Deshalb soll ihr Café auch ein Ort für alle Generationen sein – sowohl optisch als auch kulinarisch. „Wir möchten, dass jeder, der hier reinkommt, etwas für sich findet – ob es das junge Pärchen ist, das gerne ein leichtes Frühstück hätte oder die Seniorin, die nachmittags Lust auf ein Stück Kuchen hat“, erklärt Isabell. So zaubert Philipp in der Küche neben hippen Frühstücks- und Lunch-Bowls auch deftige Speisen und Suppen, und in der Kühlvitrine steht neben Isabells selbstgebackenem veganem Bananenbrot auch eine Kuchenauswahl von Mama Schnabel. „Wir versuchen, alles selber zu machen. Da ich kein Bäcker bin, kommt, bis auf die Brötchen, alles aus meiner Küche: hausgebeizter Lachs, Roastbeef, Spinatknödel und so weiter“, erzählt Philipp zufrieden. Der junge Koch legt großen Wert auf frische, hochwertige und regionale Zutaten. Die Bio-Eier beispielsweise, die die Take-away-Kunden derzeit unter anderem in ihren Frühstückstüten finden, stammen beispielsweise vom Westwall-Wochenmarkt schräg gegenüber.

Wenn Philipp in der Küche steht, kümmert sich Isabell im Verkaufsbereich um die Gäste, die Social-Media-Arbeit und den „Bürokram“. Rund 70 Stunden stehen die beiden Geschwister jede Woche im Laden, kochen, backen, verpacken, brühen und planen – auch die Einkäufe werden gemeinsam erledigt. Die viele Arbeit hat sich jetzt schon gelohnt. „Bisher haben wir nur positive Rückmeldungen bekommen, das freut uns sehr“, erzählt Isabell.

Was fast alle Rückmeldungen gemeinsam haben, ist ein Wort: Mut. Mut, überhaupt einen Laden aufzumachen, aus eigenen Mitteln, und das in Corona-Zeiten. Mancher Pessimist wird jetzt sagen: „Träume sind Schäume – das wird doch nichts“. Die sympathischen Geschwister sehen das Ganze jedoch entspannt. Ihre Mutter habe immer gesagt: „Den Mutigen gehört die Welt“ – und bis jetzt sieht es aus, als hätte sie recht damit.

Café Geschwisterherzen
Karlsplatz 3, 47798 Krefeld
Öffnungszeiten: Di-So 10-17 Uhr
www.cafe-geschwisterherzen.de


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Über den/die Autor/in: Esther Jansen

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Tags: , , , , , , 0 Kommentare on Neu in Krefeld: Café GeschwisterherzenVeröffentlicht am: 17. Februar 2021Zuletzt bearbeitet: 16. Februar 2023877 WörterGesamte Aufrufe: 665Tägliche Aufrufe: 14,6 Minuten Lesezeit

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