Sieht man Filme aus den 50er oder 60er Jahren, dann gehören Anzug und Krawatte zum normalen Erscheinungsbild. Nicht nur in Büros und zu offiziellen Anlässen, sondern auch im Alltag sind „Schlips und Kragen“ für Männer, die etwas auf sich halten, selbstverständlich. Einen ersten Rückschlag erfuhr die traditionelle Männerbekleidung in Folge der 68er-Bewegung. Wer sich vom „Establishment“ abgrenzen wollte, trug nun Rollkragenpullover unter dem Jackett – oder vielleicht gleich einen alten Armeeparka. Inzwischen haben sich nicht nur revolutionäre Studenten von der Krawatte abgewandt, auch die Spitzen der Wirtschaft mögen es lieber offen am Hals. Der „Casual Friday“ hat sich zum immerwährenden „Business Casual“ ausgeweitet. Selbst Privatbanken, einst feste Burgen formeller Kleidervorschriften, schaffen die Krawattenpflicht ab. Ist die Krawatte also ein Auslaufmodell?
„Krawatten gehören seit dem 19. Jahrhundert fest zur Männermode dazu. Genau wie andere Modeaccessoires sind sie aber ebenfalls Aufs und Abs unterworfen“, weiß Christoph Ploenes, Geschäftsführer des traditionsreichen Krefelder Krawattenherstellers J. Ploenes. „Nach der Umsatzdelle der Siebziger kam die Boomphase der Neunziger. Heute ist die Krawatte kein Massenprodukt mehr. Es zeichnet sich aber eine erneute Renaissance ab. Gerade junge Männer zwischen 25 und 35 tragen zu offiziellen Anlässen wieder ganz selbstverständlich schickere Kleidung. Außerdem kommen Accessoires wie Krawatten, Fliegen und Hosenträger in letzter Zeit wieder in Mode. Die Krawatte wird also sicher nicht aussterben“, ist der Unternehmer überzeugt und sieht positiv in die Zukunft.
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Christoph und Claudia Ploenes -
Gegründet wurde das Unternehmen 1936 als „Goldband Krawattenfabrik“ von Christophs Großvater Hans Ploenes. Nachdem man mit Lohnproduktion für andere Hersteller begann, entwickelte sich das Geschäft schnell so gut, dass es neben dem Hauptsitz in Krefeld bald Niederlassungen in Berlin und Amsterdam gab. Nach dem Überwinden der Kriegszerstörungen brachte das deutsche Wirtschaftswunder eine zweite Boomphase und Ende er 60er Jahre den Einstieg der Söhne Hajo und Rainer Ploenes, die 1973 den neuen Standort an der Robert-Wirichs-Straße eröffneten. Hier wurde lange Jahre auch selbst produziert. Heute sitzen die Näherinnen bei deutschen und überseeischen Lohnproduzenten, denn auch in der Krawattenstadt Krefeld werden die Schlipse nur noch an wenigen Stellen vom ersten bis zum letzten Nadelstich vor Ort hergestellt.
Inzwischen ist der Staffelstab an die dritte Ploenes-Generation weitergegangen. Das Traditionsunternehmen wird vom 45-jährigen Christoph Ploenes zusammen mit seiner zwei Jahre älteren Cousine Claudia geführt. Beide hatten sich schon früh für die Arbeit im Familienbetrieb entschieden. „Ich habe eine kaufmännische Lehre bei einer Weberei gemacht und dann ein Jahr in Italien gearbeitet, um schließlich im Einzelhandel in den direkten Endkundenkontakt zu gehen“, erinnert sich die heutige Geschäftsführerin. „Und ich habe nach meinem BWL-Studium bei einem Lieferanten das gesamte Handwerk kennengelernt – vom Bedrucken bis zum Zuschneiden von Stoffen“, ergänzt ihr Cousin. „Als wir vor 20 Jahren in den Betrieb eingestiegen sind, war es angenehm, erst einmal in der zweiten Reihe zu arbeiten. Heute sind wir alleinverantwortlich. Bis Anfang des Jahres war mein Vater immer noch fast täglich im Betrieb. Corona hat ihn dann dazu bewegt, sich völlig aus dem Geschäft zurückzuziehen.“
Die vorige Generation habe eine gute Grundlage für den jetzigen Erfolg des Unternehmens gelegt, findet Claudia Ploenes. Eine wichtige Herausforderung der neuen Generation sei es, die Krawatte von der Pflicht zur Kür zu führen. „Früher musste man in vielen Berufen jeden Tag Krawatte tragen, heute fällt dieser Pflichtcharakter weg, und man bindet sich ein schönes Stück Stoff um den Hals, wenn man das möchte“, erklärt Christoph Ploenes. „Der alte Schlips wird zum coolen Accessoire, mit dem man seine Individualität und zugleich sein Stilbewusstsein unterstreicht.“ Und bei J. Ploenes (Das „J“ steht für Jacques) wird das klassische Accessoire Krawatte durch weitere spannende Produkte ergänzt. Zu Schals, Einstecktüchern und Fliegen, die seit jeher produziert wurden, kommen heute auch Socken und – aus gegebenem Anlass – die Mund-Nasen-Maske.
Um unterschiedliche Kundenbedürfnisse zu bedienen, ist J. Ploenes mit verschiedenen Produktlinien auf dem Markt vertreten. Dabei steht die Traditionsmarke „Goldband“ für klassische Designs, die zu gehobenen Anlässen getragen werden. Speziell für Brautpaare wurde das Label „Mr.& Mrs. Perfect“ ins Leben gerufen, das helfen soll, den Style von Braut und Bräutigam auf pfiffige Weise aufeinander abzustimmen. Den Trendcharakter der Ploenes-Accessoires betont die Marke „Real guys wear ties“. „Dieses Jahr war das Geschäft wegen Corona natürlich etwas verhaltener. Umso mehr freuen wir uns, wenn nächstes Jahr die 2020 verschobenen Festivitäten nachgeholt werden“, erzählt Christoph Ploenes, „denn Spaß in die Welt zu bringen, ist für uns ein wichtiges Motiv, und dazu gehört für mich auch gute Kleidung.“
J.Ploenes – Krawatten und Accessoires
Robert-Wirichs-Straße 53,
47807 Krefeld
Tel.: 02151-83770
www.jploenes.de
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