Als RAUCH Offspace hat Erkan Demiroglu einen neuen Projektraum für Kunst- und Designausstellungen im Krefelder Südviertel erschaffen, der mit monatlich wechselnden Ausstellungen Kunst- und Kulturinteressierte lockt.

An einer frischgestrichenen, hellgrauen Altbaufassade in der Krefelder Südstadt prangt seit wenigen Monaten ein schlichtes weißes Leuchtschild. RAUCH steht darauf – ein Begriff, der so geheimnisvoll erscheint, dass man einfach die Straßenseite wechseln muss, um zu schauen, was es damit auf sich haben mag. Rauch ist flüchtig, sich stets verändernd, immer in Bewegung. Und genau deshalb hat Erkan Demiroglu seine kleine Galerie mit monatlich wechselnden Ausstellungen im Krefelder Südviertel so getauft. „Und es hört sich auch einfach geil an“, fügt der extrovertierte 33-Jährige lachend hinzu, als er uns zu einer ersten privaten Besichtigung in seinem zweiten Wohnzimmer begrüßt.

Der neue Projektraum für Kunst- und Designausstellungen liegt an der Südstraße, die als Parallelweg zur Lewerentzstraße eine direkte Verbindung von der Hochschule am Frankenring in die Innenstadt herstellt. Hier reihen sich viele Altbauten aneinander – teils alternativ und kunterbunt, teils etwas heruntergekommen, teils frisch saniert und gepflegt wie das Haus Nummer 49 unweit der Josefschule, das Erkan vor wenigen Monaten gekauft und saniert hat.

Als RAUCH Offspace hat Erkan Demiroglu einen neuen Projektraum für Kunst- und Designausstellungen im Krefelder Südviertel erschaffen

Szeneviertel Südstadt

Mit der Südstadt ist der Wahlkrefelder schon länger verbunden: Als Vorstandsmitglied des Café Lentz in der Alten Samtweberei war Erkan für Veranstaltungs- und Finanzplanung zuständig und gehörte zu den Krefeldern, die man immer dort trifft, wo was los ist. Als dem gelernten Immobilien-Projektentwickler im April 2020 das sanierungsbedürftige Dreifensterhaus von 1900 mit seiner großen Erdgeschoss-Fensterfront auffiel, war schnell klar, dass er hier den perfekten Raum für seine neue Projektidee gefunden hatte. „Es gibt, gerade hier im Viertel, viele Künstler:innen und Kreative. Aber die zeigen ihre Kunst, wenn überhaupt, in ihren eigenen Ateliers. Es gibt kaum Möglichkeiten für junge Designer, ihre Arbeiten mal auszustellen“, beschreibt Erkan seinen Gedankenprozess. Mit RAUCH konnte der gebürtige Ruhrpottler seinem Interesse an Kunst jetzt einen eigenen Ort widmen, den er gleichzeitig als Zugeständnis an die vielen jungen Kreativen, die mit Krefeld verbunden sind und als ein Projekt für lebendigere Innenstadtkultur versteht. „Ich finde den Trend schade, dass gerade in der Südstadt so viele Ladenlokale kurzerhand in Wohnungen verwandelt werden. Wer will denn in einem Viertel wohnen, wo es nur noch Wohnraum gibt? Das wird langweilig und verliert an Identität. Da wollte ich gegensteuern.“

Und so wurde das alte Gebäude ab Juni auf Vordermann gebracht – abgehangene Putzdecken freigelegt und restauriert, Fassade und Innenwände gestrichen, neue Böden verlegt. In nur wenigen Monaten hat sich die heruntergekommene Immobilie nun zum geschmackvollen Vorzeigeobjekt entpuppt. „Ich wollte einen Raum kreieren, wo ich auch selber gerne hingehen würde. Das hat perfekt funktioniert, weil die Leute, die ich ansprechen möchte, sich abgeholt fühlen. Das habe ich vielfach zurückgespiegelt bekommen“, freut sich der frischgebackene Galerist. Sämtliche monatlich wechselnden Ausstellungen kuratiert Erkan selbst. Der Fokus liegt in den Bereichen Design, Fotografie und Installationskunst – doch grundsätzlich lässt er sich einfach von seinem treffsicheren Gespür für interessante junge zeitgenössische Positionen leiten.

Kunsterleben als soziales Ereignis

Trotz Lockdown wurde der Projektraum am 10. Oktober 2020 als überdimensionaler Guckkasten eröffnet. Durch die Schaufenster konnten Interessierte zunächst knallbunte Textilobjekte von Max Glaubrecht, später eine blutrote Neonlichtinstallation von Kim Jakob Lares und Textilskulpturen samt Performances von Cora Wöllenstein bestaunen. Bei unserem Besuch zieren den Offspace gerade typografische Drucke des Designer-Kollektivs „betont.es“, das auch für die Wandgestaltung mehrerer kleiner Verbindungsgassen in der Innenstadt verantwortlich zeichnet.

Mit den sinkenden Fallzahlen hofft Erkan mehr und mehr darauf, seine Türen im Sommer endlich richtig öffnen zu dürfen, um Arbeiten von Thomas Schoger, Chiara Brandt und Simon Erath zu präsentieren. Kunst zu erleben ist für den leidenschaftlichen Gastgeber ein wichtiges soziales Ereignis. „Ich träume davon, dass im Sommer ein paar Leute draußen sitzen und sich unterhalten und einige einfach im Hinterhof entspannen, nachdem sie sich die Ausstellungen angeschaut haben – dass hier richtig Leben reinkommt“, strahlt Erkan. Und wenn einer, der immer da ist, wo was los ist, selbst dafür sorgt, dass etwas los ist, wird das meistens ziemlich gut. RAUCH ist ein Raum, der auf ständigem Wandel basiert – und gerade deshalb ein Ort, der bleiben wird.

RAUCH Offspace
Südstraße 49, 47798 Krefeld

www.rauch-offspace.de

 

RAUCH im Sommer

Juni 2021: Thomas Schoger – Fotografische Ausstellung „Unterwegs“

Mit seiner Fotoausstellung „Unterwegs“ thematisiert Thomas Schoger die Sehnsucht nach Urlaub. Entstanden in den letzten zwei Jahren, entstammen seine Bilder einer Zeit, in der das Unterwegssein vom Alltäglichen zur Seltenheit wurde und gerade der jüngeren Generation den Wert von Freiheit wie nie zuvor bewusst machte.

Thomas Schoger – Fotografische Ausstellung „Unterwegs“

Juli 2021: Chiara Brandt – Objektausstellung „rough & tender“

Chiara Brandt befasst sich mit der Wirkung harter und weicher Materialien sowie deren Ambivalenzen. Durch geschickte Farb- und Formwahl erzeugen ihre geschnürten, körperlichen Objekte optische Illusionen.

Chiara Brandt – Objektausstellung „rough & tender“

August 2021: Simon Erath – Fotografische Ausstellung „verborgen“

Auf langen Streifzügen durch Straßen und Gassen hat Simon Erath, der das kredo-Magazin mit seinen wunderbaren Fotos maßgeblich mitgestaltet, nach dem Besonderen im Unscheinbaren gesucht. Die Formen, Farben und Texturen, die er dabei analog eingefangen hat, beschreibt er selbst als „Topografie“ Krefelds.

Simon Erath – Fotografische Ausstellung „verborgen“

Öffnungszeiten jeweils samstags, aktuelle Termine auf Instagram (@rauch_offspace) oder www.rauch-offspace.de



Über den/die Autor/in: Esther Jansen

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Tags: , , , 0 Kommentare on RAUCH OffspaceVeröffentlicht am: 8. Juni 2021Zuletzt bearbeitet: 16. Februar 2023859 WörterGesamte Aufrufe: 543Tägliche Aufrufe: 24,6 Minuten Lesezeit

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