Es gibt wohl kaum eine:n Krefelder:in, dem/der nicht das Wasser im Mund zusammenläuft, wenn er/sie an den sonnengelben Markisen mit der Aufschrift „Franken Eis“ vorbeifährt. In unmittelbarer Nähe zum Sprödentalplatz führen die Bockumer Klaus und Gerlinde Treecken seit 2005 die Tradition der 1960 gegründeten Eisdiele fort.

Es gibt wohl kaum einen Krefelder, dem nicht das Wasser im Mund zusammenläuft, wenn er an den markanten sonnengelben Markisen mit der Aufschrift „Franken Eis“ an der Uerdinger Straße vorbeifährt. In unmittelbarer Nähe zum Sprödentalplatz führen die Bockumer Klaus und Gerlinde Treecken seit 2005 die Tradition der von Willy Franken gegründeten Eisdiele fort.

„Eisdiele“ beschreibt genau, was sich hinter den gelben Markisen verbirgt. „Wir sind kein Eiscafé, sondern verkaufen ausschließlich Eis und Milchshakes“, erklärt Klaus Treecken. Zwischen drei und fünf Uhr beginnt sein Arbeitstag, der oft erst nach 16 Stunden endet. Jeden Morgen setzt der 63-Jährige die Eismaschinen in Gang, aus denen er 18 köstliche Sorten zaubert. Neben den Klassikern Vanille, Schoko und Erdbeere landen auch Sorten wie Amarena, Orange-Pfirsich-Joghurt oder Cookies in der Theke, die ab 10 Uhr von Treeckens Ehefrau Gerlinde und drei weiteren Mitarbeitern übernommen wird.

Rückblickend mag sie es sogar gewesen sein, die das Schicksal ihrer Ehe im besten Sinne „auf Eis“ gelegt hat. „1994 habe ich bei unserem Vorgänger Willy Franken als Verkäuferin angefangen. Eigentlich wollte ich das nicht bis an mein Lebensende machen, aber als gelernte Köchin fand ich keinen Job in einer Küche. Außerdem hat mir die Arbeit gut gefallen, und ich habe mich mit den Frankens immer gut verstanden, sodass ich geblieben bin“, erzählt Gerlinde Treecken. Ihr Mann Klaus gehörte zu dieser Zeit schon längst zu den Stammkunden und bestellte bei Franken regelmäßig seine Lieblingssorten Schoko, Vanille und Erdbeere. „Mein Vater und Willy Franken waren Freunde. Wir sind auch regelmäßig zusammen in Urlaub gefahren“, erzählt er. Als Willy Franken 2004 einen Nachfolger suchte, machte er Klaus Treecken bei einem Bierchen den Vorschlag: „Übernimm du doch den Laden.“

Vom Eisfan zum Eisfachmann

Steht an schönen Sommertagen schon mal 16 Stunden an der Eismaschine: Klaus Treecken
Steht an schönen Sommertagen schon mal 16 Stunden an der Eismaschine: Klaus Treecken

Nach wenigen Tagen Bedenkzeit und Rücksprache mit seiner Frau stand fest: Der gelernte Elektroinstallateur würde seine Elektrofirma aufgeben und ins Eis-Geschäft einsteigen. Wichtigster Passus im Vertrag war, dass er das Erbe von Willy Franken weiterführen würde. Will heißen: Die alten Rezepturen durften nicht verändert werden. Das war auch gut so, denn genau sie sind es, die seit Jahrzehnten in Krefeld und über die Stadtgrenzen hinaus für süße Mund-zu-Mund-Propaganda sorgen. Und das stets ohne großes Werbe-Tamtam. Klaus Treecken verrät die Besonderheiten seines „Konditoreneises“: „Unser Eismix besteht aus Vollmilch, Sahne, Zucker und Bindemittel. Statt Sahne könnten wir auch Pflanzenfett verwenden, was weitaus günstiger wäre, aber das kommt für uns nicht infrage.“

Wenn Franken-Eis auf der Markise steht, muss auch Franken-Eis im Hörnchen oder Becher sein. Jeden Tag kommt es direkt aus modernsten Eismaschinen in die Verkaufstheke: ohne Farb- und Konservierungsstoffe, ohne künstliche Aromen. „Bei uns gibt es deshalb auch keine Sorten wie ,Blauer Engel‘“, betont Klaus Treecken. Die Geschmacksvielfalt ist übrigens durch das Fassungsvermögen der Eistheke auf 18 Sorten begrenzt. Aus gutem Grund, wie der Eisfachmann erklärt: „Stellen Sie sich vor, jemand setzt sich in St. Tönis ins Auto und fiebert seiner Lieblingssorte entgegen, die er schon seit Jahren von uns kennt. Und dann steht er bei uns in der Eisdiele, und seine Sorte gibt es nicht. Das wäre undenkbar.“

90 Prozent Stammkunden

„90 Prozent unserer Kunden sind Stammkunden“, weiß Gerlinde Treecken, die sich häufig über bekannte Gesichter freut. Da ist der Mann aus Köln, der seit Jahren bei Franken-Eis für zwei bis drei Kugeln Cappuccino-Eis einen Stopp einlegt, wenn er seine Eltern besucht. Oder der Düsseldorfer, der mindestens einmal im Monat sieben Kilo Eis bestellt und mit eigenen Kühlboxen abholt. Viele Schausteller vom Sprödentalplatz sind ebenfalls liebgewonnene Gäste. Außerdem ist da noch der ehemalige Trainer der Krefeld Pinguine, der jetzt in Kanada lebt und bei seinen Krefeld-Besuchen immer auch bei Franken-Eis vorbeischaut.

Gönnt sich manchmal ihre Lieblingssorte Malaga: Gerlinde Treecken
Gönnt sich manchmal ihre Lieblingssorte Malaga: Gerlinde Treecken

„Unsere Kunden wissen, was im Eis drin ist und honorieren unsere Arbeit durch lange Treue“, formuliert Klaus Treecken seinen Antrieb für den kräftezehrenden und zeitraubenden Job und ergänzt: „Mir geht es ähnlich: Wenn ich eine gute Currywurst essen möchte, hole ich sie mir bei Bläsen an der Oppumer Straße. ’Ne Currywurst kann jeder, aber die gute Rote, die gibt’s eben nur in Krefeld.“

Genuss unter gelben Sonnenschirmen

Eine Eisdiele im 21. Jahrhundert arbeitet natürlich nachhaltig. So auch Franken-Eis. „Unsere Eisbecher, Löffel und sämtliches Verpackungsmaterial sind wiederverwertbar. Die kleinen Löffel sind aus Holz, und die größeren lassen sich kompostieren“, erläutert Klaus Treecken und schaut rundum zufrieden hinaus auf seinen kleinen Platz vor der Eisdiele, wo sich wieder mal eine Menschenschlange gebildet hat. Seit dem Umzug auf die andere Straßenseite vor anderthalb Jahren beschert Franken-Eis seinen Kunden dort eine weitere Portion Glückseligkeit: einen Außenbereich mit knapp 30 Sitzplätzen unter gelben Sonnenschirmen. Schon jetzt kann man sich vorstellen, wie begehrt die Tische nach Corona sein werden.

Und wenn sich vielleicht Anfang Oktober wieder das Riesenrad auf dem Sprödentalplatz dreht, wird Klaus Treecken von oben auf sein kleines Eis-Imperium an der Uerdinger Straße hinunterschauen und zufrieden denken: „Es ist alles richtig gelaufen. Und sollte sich demnächst noch ein passender Nachfolger finden, gehen meine Frau und ich glücklich in Rente.“


Franken-Eis
Uerdinger Straße 122, 47799 Krefeld
Öffnungszeiten:
Februar bis Oktober: täglich ab 11 Uhr (April bis August bis 21 Uhr)
Telefon: 02151 66974
info@franken-eis.de
www.franken-eis.de

Über den/die Autor/in: Petra Verhasselt

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Tags: , , 0 Kommentare on Franken-Eis: Eine Krefelder „Institution“Veröffentlicht am: 1. Juni 2021Zuletzt bearbeitet: 16. Februar 2023913 WörterGesamte Aufrufe: 485Tägliche Aufrufe: 14,8 Minuten Lesezeit

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