Die Zeit der prägenden literarischen Gruppenbildungen ist vorbei. Ist sie das wirklich? Welche Funktionen hatten literarische Gruppen gerade auch jenseits der Metropolen? Welche könnten sie erfüllen: heute, morgen, regional verankert, digital vernetzt? Und welche Infrastruktur braucht es dazu? Das sind nur einige der Fragen, mit denen sich diese partizipative Impulskonferenz der „Moderne im Rheinland“/Zentrum für Rheinlandforschung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und des Niederrheinischen Literaturhauses Krefeld beschäftigt.
Programm
Freitag, 14.10.22
12:30 Uhr:
Ankunft und Anmeldung
13:00 Uhr:
Grußworte von Dr. Gabriele König, Kulturbeauftragte der Stadt Krefeld und Einleitung von Dr. Jasmin Grande und Dr. Thomas Hoeps
13:30 Uhr:
places to be: Krefeld in den 1980ern und 1990ern – Podiumsgespräch mit Liesel Willems (Autorin, Krefeld), Matthias Schamp (Autor, Bochum) und Dr. Thomas Hoeps (Autor, Krefeld)
14:15 Uhr:
„Durch Absonderung zur Gemeinschaft“. Warum Schriftsteller und Künstler in „Kolonien“ ziehen… Prof. Dr. Gertrude Cepl-Kaufmann („Moderne im Rheinland“, Düsseldorf)
15:30 bis 18:15 Uhr:
Werkstatt 1 & 2 parallel
Werkstatt 1: Künstlerinnenkolonien als Defibrillatoren im 20. Jhdt.
„Gemeinschaftsbeginn ist Menschheitsbeginn“, stellte Oscar Jatho, einer der Initiatorinnen der Kalltalgemeinschaft in der Eifel, 1919 fest. Die Gruppe aus Schriftstellerinnen, Künstlerinnen, Musikerinnen etc. verstand sich als Think Tank für eine nachhaltige Zukunft ohne Kriege und setzte ästhetische Impulse für die internationale Avantgarde. Sie ist nur ein Beispiel für die Vielzahl von kreativen Gruppen, literarischen Arbeitskreisen und Siedlungsprojekten im 20. Jahrhundert, denen die erste Werkstatt nachspürt. Gefragt wird nach den Netzwerken, den Gemeinschaftskonzepten und dem Einfluss, der von den Gemeinschaftsprojekten ausging/ausgeht. Mit Impulsen von: Dr. Iuditha Balint (Fritz-Hüser-Institut für Literatur und
Kultur der Arbeitswelt, Dortmund), Kathrin Klug (EuroArt, Worpswede), Dr. Enno Stahl (Heinrich-Heine-Institut, Düsseldorf)
Werkstatt 2: Schreiben und regionale Lebensrealität
In dieser Werkstatt wird das Thema der Konferenz aus der Perspektive der Schreibenden betrachtet: Einzelkämpferinnen vs. Szene – Gibt es überhaupt den Bedarf einer regionalen Szenebildung? Welche Funktionen muss sie für die Einzelnen erfüllen? Und überhaupt: Was brauchen Autorinnen und Übersetzerinnen, um jenseits der Metropolen professionell zu schreiben? Welche Verantwortung muss die Gesellschaft für die Literatur übernehmen? (Alternativ: Welche „Pflegemaßnahmen“ kann die Gesellschaft für die Gelingensbedingungen/Glückensbedingungen von Literatur leisten?) Mit Impulsen von: Berit Glanz (Autorin, Reykjavik), Dr. Christoph Wenzel (Autor, Aachen), PD Dr. Vera Elisabeth Gerling (Romanistik, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)
17:45 Uhr:
Bericht aus den Werkstätten
19:00 Uhr:
Places to create: Lesung und Gespräch von und mit Berit Glanz, Viktoria Lösche und Markus Orths Mit seinem neuen Roman „Tante Ernas letzter Tanz“ kehrt der in Karlsruhe lebende niederrheinische Literaturpreisträger Markus Orths auch thematisch in seine Heimatregion zurück. Die Krefelder Autorin Viktoria Lösche hat im heimischen Sassafras-Verlag soeben ihr neues Buch „Spiegelräume“ veröffentlicht. Und die mittlerweile in Reykjavik lebende Hebbel-Preisträgerin Berit Glanz bewegt sich in ihrem zweiten Roman „Automaton“ erneut an den Schnittstellen zwischen analoger und globaler digitaler Welt. Drei in jeder Hinsicht unterschiedliche Autorinnen, die wir unter anderem fragen wollen: Wie wichtig ist eine regionale Literaturszene für die Arbeit von Schriftsteller*innen?
Samstag, 15.10.22
9:00 Uhr:
Stilgemeinschaften. Aspekte einer Ästhetik der Gegenwartsliteratur – Prof. Dr. Moritz Baßler (NDL, Westfälische Wilhelms-Universität Münster)
9:45 Uhr:
Szenebildung in der (Metropol)Region – Antje Deistler (Literaturbüro Ruhr)
10:45 bis 13:00 Uhr
Werkstatt 3 & 4 parallel
Werkstatt 3: Ästhetik und Gemeinschaft heute?
Die Werkstatt fragt nach der Aktualität kooperativen Arbeitens, Lebens und Schaffens sowie ihrer ästhetischen Innovativkraft. Wie verändert sich der Kunst- und Literaturbegriff im Zuge postmigrantischer, queerer und feministischer Perspektiven? Welche Rolle kann die Ästhetik hierbei spielen? Was können Gegenwartsliteratur, Kunst und Wissenschaft voneinander lernen?
Mit Impulsen von: Fabian Korner B.A. (Goethe-Universität Frankfurt), Dr. Barbara Lutz (Kulturwissenschaftlerin, Kassel), Dr. Jara Schmidt (Germanistik, Universität Hamburg)
Werkstatt 4: Literatur vor Ort. Entwicklung einer regionalen literarischen Öffentlichkeit
Hier steht die institutionelle Perspektive im Vordergrund: Wie intensiv können und sollen Literaturförderabteilungen, -häuser, -büros und -organisationen regionale Szenebildungen befördern? Sollten sie vor Ort mehr Gatekeeper oder mehr Dooropener sein? Braucht es mehr Talentförderung,
Professionalisierung oder auch Publikationsmöglichkeiten jenseits des Marktes? Und was macht eine regionale Szene attraktiv? Das alles nicht punktuell in Einzelprojekten, sondern strukturbildend und damit nachhaltig. Schließlich: Welche Chancen bieten digitale Formate für die literarische
Öffentlichkeit? Mit Impulsen von: Bettina Fischer (Literaturhaus Köln), Julia Wessel (Kulturbüro Wuppertal), Jenny Bohn (Burg Hülshoff, Münster)
13:00 Uhr:
Bericht aus den Werkstätten
13:45 Uhr
Abschied
Fabrik Heeder, Studiobühne 2, Virchowstr. 130, 47805 Krefeld
Anmeldung bis zum 9.10.22: grande@hhu.de
Instagram @rheinmoderne
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