Seit nunmehr zwanzig Jahren veranstaltet die Schriftstellerin Ina Coelen die Krefelder Krimi-Tage. Im Gespräch blickt sie auf die vergangenen zwei Dekaden zurück und verrät die eine oder andere Anekdote rund um ihre Veranstaltungsreihe.

Crime City Krefeld – seit Jahren hält sich dieser Spitzname für die Seidenstadt. Doch ist eine überdurchschnittlich hohe Kriminalitätsrate tatsächlich Wirklichkeit oder reine Fiktion? Statistiken sprechen eine eindeutige Sprache: Hier ist es so sicher wie in jeder anderen deutschen Großstadt. Was hingegen fiktive Straftaten angeht, kann man seit mittlerweile zwei Dekaden auffallend viele Täter*innen und Opfer bei den „Krefelder Krimi-Tagen“ ermitteln. Auf Einladung von Initiatorin und Organisatorin Ina Coelen, selbst vielgelesene Verfasserin von Geschichten aus dem Verbrechermilieu, treffen Geschichtenerzähler und ein spannungserprobtes Publikum bei geselligen Lesungen aufeinander, um der gemeinsamen Lust am Krimi zu frönen. Anlässlich dieses Jubiläums sprach unsere Redakteurin Christine Lauter mit der sympathischen Expertin für schwere Delikte.

Liebe Frau Coelen, das kredo-Magazin gratuliert Ihnen ganz herzlich zu zwanzig Jahren „Krefelder Krimi-Tage“! Wenn Sie auf diese Zeit zurückschauen, welches Gefühl stellt sich bei Ihnen ein?

(lacht) Wenn ich mir all die vielen Programmhefte anschaue und sehe, wer alles bei uns war und was wir alles umgesetzt haben, dann bin ich schon ein bisschen stolz. Einige Autoren haben wir hier mitentdeckt, viele haben inzwischen namhafte Preise mit ihren Werken erhalten. Bei anderen bin ich wiederum überrascht, dass ihr Besuch doch schon einige Jahre her ist. Überhaupt kommt es mir nicht so lange vor!

Initiatorin und Autorin Ina Coelen
Initiatorin und Autorin Ina Coelen

Haben Sie 2001 zur ersten Auflage Ihrer Lese-Reihe nicht geahnt, dass Sie damit quasi das erste Kapitel einer Erfolgsgeschichte schreiben?

Wir, das heißt meine Kollegin Ingrid Schmitz, mit der ich damals noch gemeinsam verantwortlich zeichnete, und ich, haben es nicht darauf angelegt. Eigentlich war es eine recht spontane Idee, in Krefeld Krimi-Tage zu veranstalten: Während der CRIMINALE 2000, einer Messe für Krimiautoren in Essen, bei der ich selbst als Mitglied der Autorenvereinigungen ,Das Syndikat‘ und ,Mörderische Schwestern‘ anwesend war, habe ich verschiedene Kolleginnen und Kollegen aus der Nähe angesprochen, ob sie Lust hätten, für Lesungen nach Krefeld zu kommen. Da ich sehr gut in meiner Heimatstadt vernetzt bin, war es nicht schwer, Veranstalter zu finden. Die Resonanz war von allen Seiten aus toll, und ich habe einfach weitergemacht (lacht).

Gibt es Locations, die Ihnen im Laufe der Zeit besonders ans Herz gewachsen sind, die sich vielleicht zu kleinen Hot-Spots der Krefelder Krimi-Kultur etabliert haben?

Mein eigenes Café, das ich zwischen der Mediothek und dem Theater betrieben habe, war natürlich optimal, auch im Hinblick auf den Kartenverkauf, der sich seit der Schließung des Touristenbüros im Schwanenmarkt etwas schwierig gestaltet. Dort bin ich auch nach wie vor gerne, ebenso in der Mediothek. Zu einem echten Publikumsmagneten hat sich die Zusammenarbeit mit dem Bistrorant Klarsicht an der Moerser Straße entwickelt: Seit inzwischen zehn Jahren bieten wir dort einen Menü-Abend mit Lesung an, der wegen seiner Beliebtheit sogar zweimal stattfindet. Auch im Polizeipräsidium waren wir mehrere Jahre zu Gast. Besonders atmosphärisch sind auch die Abende in den Räumlichkeiten von „Ausgesuchte Weine“ an der Anrather Straße. Aber darüber hinaus hat jede Veranstaltung ihren eigenen Charme!

Ein Werk aus dem Gründungsjahr der Krefelder Krimi-Tage, das auch heute nicht an Unterhaltungswert verloren hat
Ein Werk aus dem Gründungsjahr der Krefelder Krimi-Tage, das auch heute nicht an Unterhaltungswert verloren hat

Wie fällt denn das Feedback der Autorinnen und Autoren aus, kommen sie gerne und werden sie gar Wiederholungstäter?

In der Tat (lacht)! Anfangs reisten sie aus ganz Deutschland an, inzwischen konzentriert es sich auf die Region: Da ist zum Beispiel Klaus Stickelbroeck, der als Kommissar in der Altstadtwache von Düsseldorf arbeitete und in Kerken lebt. Nicht nur seine Hartmann-Krimis sind höchst beliebt, sondern er selbst hat mit seinen Anekdoten eine große Fangemeinde. Oder Ralf Kramp, der bekannte Eifelkrimiautor. Beide kommen immer wieder gerne zu uns nach Krefeld. Oft ist es auch so, dass mich Kolleginnen und Kollegen kurz nach den Sommerferien anrufen und ungeduldig fragen: „Wann ist es denn endlich wieder so weit. wann darf ich kommen?“ oder: „Dann und dann bin ich in der Nähe, kann ich nicht auch bei dir lesen?“

Und die Zuhörerschaft? Fallen Ihnen da verdächtig häufig dieselben Gesichter auf?

Da muss ich unbedingt etwas erzählen: Die ersten zehn Jahre haben wir im Traarer Dorint-Hotel Krimi-Wochenenden angeboten und diese auch überregional beworben. Es stellte sich heraus, dass ein Kegelclub aus der Dormagener Gegend so begeistert davon war, dass er immer wieder zu diesen Events kam und regelrechten Krimi-Tourismus betrieb!

Die Räumlichkeiten von Ausgesuchte Weine auf der Anrather Straße sind bereits seit einigen Jahren ein überaus beliebter und atmosphärischer Veranstaltungsort für die Krefelder Krimi-Tage.
Die Räumlichkeiten von Ausgesuchte Weine auf der Anrather Straße sind bereits seit einigen Jahren ein überaus beliebter und atmosphärischer Veranstaltungsort für die Krefelder Krimi-Tage

Zwanzig Jahre „Krefelder Krimi-Tage“ gehen mit Sicherheit nicht ohne die eine oder andere Skurrilität über die Bühne. Verraten Sie uns bitte eine außergewöhnliche Begebenheit!

Das ist nicht schwer: Die Essener Schriftstellerin Gesine Schulz, die ich von den „Mörderischen Schwestern“ her gut kenne, hat eine Putzfrau als Ermittlerin erfunden. Im Gespräch stellten wir beide fest, dass man in einem Internetkalender „Tage“ eintragen kann, und so riefen wir 2004 für den 8. November, dem Geburtstag ihrer Heldin, den „Internationalen Tag der Putzfrau“ aus und machten dies zu unserem Marketing-Aufhänger, auch gegenüber verschiedenen Medien. An eben jenem 8. November 2004 schaute meine Tochter den damals noch bestehenden Sender Viva, und als die Moderatorin Charlotte Roche dazu anhob, den „Internationalen Tag der Putzfrau“ zu kommentieren, gellte ein Schrei durch unser Haus (lacht)! Inzwischen wird dieser Aktionstag in Deutschland, Österreich und der Schweiz begangen. Oder die Führungen durch die Innenstadt auf den Spuren ungelöster Fälle mit Gerhard Hoppmann, dem ehemaligen ersten Hauptkommissar – die mussten wir trotz Nervenkitzel und Hochspannung regelmäßig abbrechen, weil uns nach fast drei Stunden Rundgang bei Novemberwetter einfach zu kalt wurde. Das war Crime City Krefeld pur!

Wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen Ihnen viele weitere spannende Jahre mit fesselnden und überwältigenden Kriminalfällen!

Krefelder Krimi-Tage
Ina Coelen
www.coelen-krimi.de
info@coelen-krimi.de

Über den/die Autor/in: Christine Lauter

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Tags: , , , 0 Kommentare on 20 Jahre Krefelder Krimi-TageVeröffentlicht am: 7. November 2021Zuletzt bearbeitet: 16. Februar 2023979 WörterGesamte Aufrufe: 355Tägliche Aufrufe: 15 Minuten Lesezeit

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