Es war einmal… nein, keine Sorge. Wir möchten unsere Leserschaft zwar in eine zauberhafte Welt voller Aromen und kulinarischer Abenteuerreisen entführen, aber eine Märchenstunde halten wir heute nicht ab. Auch wenn es das eine oder andere Beispiel dieses literarischen Genres gibt, in dem die Pflanze, die im Zentrum dieses Artikels steht, eine nicht unwichtige Rolle spielt, geht es hier vielmehr um ganz reale Gegebenheiten rund um faire und nachvollziehbare Herstellungswege.
Interessiert Dich nicht die Bohne? Die Kakaobohne, die mit ihren einzigartigen Aromen für den unverkennbaren Schokoladengeschmack sorgt? Wir versprechen: Wenn Du Lisa Sanders und Marvin Coböken näher kennengelernt hast, wirst Du Deine Meinung geändert haben. Alles fing vor gut anderthalb Jahren bei einem gemeinsamen Supermarkt-Streifzug des Gründerpaars auf der Suche nach einer hochwertigen Tafel der köstlichen Süßigkeit an. Dabei fiel ihnen auf, dass die Nachvollziehbarkeit der Lieferketten sehr, sehr schwach ist, sofern überhaupt vorhanden.
Marvin, der sich beruflich als Nachhaltigkeitsökonom täglich mit dem direkten Handel zwischen dem Kaffeebauern auf der einen und der verarbeitenden Rösterei auf der anderen Seite auseinandersetzt, zog umgehend die Parallele zur Kakaobohnen verarbeitenden Industrie. „Die Logistik ist in beiden Fällen sehr ähnlich, denn die Anbaugebiete befinden sich gleichermaßen rund um den Äquator“, führt er sachkundig in die Problematik ein und betont: „In der Kaffee– wie in der Kakaobohnenproduktion treffen wir auf die Themen Regenwaldrodung zugunsten von Monokultur, unfaire Bezahlung und – als letzte Konsequenz daraus – Kinderarbeit.“
Ursache dieser Misere für unser Klima sowie für die Menschenrechtsverletzungen sei der Börsenhandel mit beiden Rohstoffen, in dem es um schieren Profit gehe, der auf den Schultern derjenigen ausgetragen würde, die das Einkommen am dringendsten benötigten.
„Wie bei Kaffee oder Wein kann man den Ursprung des Rohstoffs schmecken: Schokolade mit Bohnen aus Peru hat ganz andere Nuancen als solche aus Indonesien – die Geschmackserlebnisse sind enorm!“
Marvin Coböken
Premium Craft Chocolate – mehr als fair
Alle zwei Jahre wird das sogenannte Kakaobarometer veröffentlicht. Dem aktuellsten kann man entnehmen, dass alleine in Ghana und der Elfenbeinküste zusammengerechnet anderthalb Millionen Kinder für unseren Schokoladengenuss aufs Feld gehen müssen, um sich am Familieneinkommen zu beteiligen – denn lokal betrachtet hat die Kakaobohne keine Relevanz, der Anbau dient einzig dem Export in Wohlstandsländer.
Die gesundheitlichen Folgeschäden betreffen nicht nur das Körperwachstum aufgrund des notwendigen Einsatzes schwerer Gerätschaften wie Macheten, sondern auch innere Beeinträchtigungen nach dem direkten Kontakt mit Pestiziden, darunter Vergiftungen, Krebserkrankungen und Fruchtbarkeitsstörungen. „Dies alles sind keine Zustände, die selbst die schmackhafteste Schokolade genießbar machen“, beklagt Lisa, weswegen sie sich auf die Suche machte nach Möglichkeiten, die Kleinbauernfamilien vor Ort in einem noch weiteren Maße zu unterstützen als es Fair-Trade-Modelle bereits vorsehen. „Die gerechte Entlohnung ist essenziell, aber auch die Qualität der Kakaobohne ist für Hersteller wie Konsument von großem Wert“, erläutert sie weiter.
Von der Bohne bis zur Tafel
Im Zuge ihrer Recherchen stießen Lisa und Marvin auf die sogenannte Bean-to-bar-Bewegung. Diese beschreibt den Begleitprozess der Schokoladenherstellung von der Bohne über Röstung, Mahlen und Temperieren bis zum Gießen der einzelnen Tafeln. Dabei steht ein ethisch verantwortungsvoller Umgang mit allen Ressourcen im Zentrum. Dazu gehöre auch der Verzicht auf industrielle Aromastoffe, erklärt Marvin: „Wie bei Kaffee oder Wein kann man den Ursprung des Rohstoffs schmecken: Schokolade mit Bohnen aus Peru hat ganz andere Nuancen als solche aus Indonesien – die Geschmackserlebnisse sind enorm!“
Die Idee, eine transparente Informationsplattform für Bean-to-bar-Schokolade nebst Vertriebsmöglichkeit für handverlesene Manufakturen, die nach diesem Verfahren ihre Tafeln erzeugen, zu gründen, war geboren. Was fehlte, war ein Name: „Unser Hauptanliegen ist es, die Geschichte hinter dem einzelnen Produkt zu beleuchten“, führt Lisa an, „wir wollen nicht nur über die Missstände aufklären, sondern auch kreativen Erzeugern ein Gesicht geben. So kamen wir von der gleichermaßen bekannten wie prägnanten englischsprachigen Eingangsphrase für Erzählungen und zu once upon a bean.“ Nach aufregenden Monaten der Vorbereitung ging das Start-Up Ende Oktober 2021 an den Markt.
„Wir sind kein Online-Supermarkt, möchten aber die Industrie herausfordern: Denn dass eine Bean-to-bar-Schokolade nicht gekauft wird, liegt nicht daran, dass sie nicht gewollt ist, sondern dass sie nicht bekannt ist“, fasst das Gründerpaar seine Mission zusammen. Eine Mission, die nicht nur rund um Weihnachten, dem Schokoladenfest schlechthin, zur Vision mit großer Strahlkraft wird.
Once upon a bean
www.onceuponabean.de
hello@onceuponabean.de
Instagram: @once_upon_a_bean
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